re:publica versus OMR – ein unmöglicher Vergleich von zwei Events? Es treffen zwei Welten aufeinander, wie sie nicht unterschiedlicher sein können.

Hamburg. Pott. Berlin. Pott. Auch die letzten beiden Monate habe ich mit vielen Ereignissen mehr als gut füllen können. Per Zufall kam es dazu, dass ich in diesem Jahr die #omr22 und die #rp22 besuchen konnte.

Unterschiedlicher könnten diese Events nicht sein, oder? Daran wird sich auch nach dem Vergleich bestimmt nichts ändern. Und schon drängt sich die nächste Frage auf: Wie kam ich auf die Idee, diese beiden Formate zu vergleichen? Das Online Marketing Rockstars Festival und die re:publica finden im Sommer statt – manchmal auch zur gleichen Zeit. 

Ich will nicht sagen, dass die beiden Formate um Teilnehmende “buhlen”. Du triffst nur selten Leute, die auf beide Veranstaltungen gehen. Doch der Zeitrahmen alleine war für mich schon Grund genug, um eine Gegenüberstellung zu wagen. Die vielen Unterschiede werden diesen Beitrag umso unterhaltsamer machen – hoffe ich. 🙂

Lass uns die beiden Events genauer unter die Lupe nehmen. Ohne Aufreger wird es nicht ganz gehen. Doch ich versuche, möglichst objektiv auf die beiden Veranstaltungen zu schauen. Versprochen. 😉

 

Hinweis: Beide Veranstaltungen haben es preislich in sich – trotz von Ermäßigungen oder Preismodellen für unterschiedliche Zielgruppen. Aus diesem Grund erwähne ich an dieser Stelle kurz, wie ich es geschafft habe, auf beiden Veranstaltungen zu sein. Über die Agentur, für dich ich arbeite, konnte ich die diesjährige OMR besuchen. Die re:publica kostete mich in diesem Jahr nichts, da ich ein bereits im Jahr 2020 gekauftes Ticket nutzen konnte.

OMR – Über die Veranstaltung

Das Festival gibt es seit dem Jahr 2011 und findet in Hamburg statt. Themenschwerpunkte: Digitales Marketing und Technologie – hauptsächlich Programme, die für das Marketing “benötigt” werden.

Die Veranstaltung findet an zwei Tagen statt. Neben einer klassischen Messe/Expo – viele Stände und viele Unternehmen – gibt es eine Reihe von Masterclasses, in der Teilnehmende viel über Tools oder neue Trends erfahren, und eine Konferenz, in der sich bekannte nationale und internationale Online-Marketing-Experten die Klinke in die Hand geben. 

Auch für Musik ist gesorgt.

Das Festival gibt es seit dem Jahr 2011 und findet in Hamburg statt.

re:publica – Über die Veranstaltung

Das Festival gibt es seit dem Jahr 2007 und findet in Berlin statt. Themenschwerpunkte sind digitale Gesellschaft, Netzkultur, Netzpolitik, Weblogs und soziale Themen. 

Die Veranstaltung findet an drei Tagen statt. Im Anschluss findet die txt statt – ein Netzwerk-Event. Die re:publica überschneidet sich mit der tincon. Hier dreht sich alles um Popkultur, Lifestyle, Gesellschaft, Politik, Tech und Wissenschaft. Das Format soll vor allem junge Leute ansprechen.

Neben zahlreichen Vorträgen gibt es auch zahlreiche Workshops sowie musikalische Untermalung.

Das Festival gibt es seit dem Jahr 2007 und findet in Berlin statt.

Die Sache mit der Zielsetzung

70.000 Menschen sollen in diesem Jahr die Veranstaltung besucht haben. 

Höher, schneller, weiter – man will die größte Veranstaltung (Deutschlands) sein. So würde ich zumindest die Zahl auslegen. 😉 Doch bei der Jagd nach Besucherrekorden verliert man vielleicht einige Dinge, wie beispielsweise die Programmgestaltung, aus dem Blick.

Was wird mit dem Event passieren, wenn es nicht weiter wachsen kann? Hat die OMR in wenigen Jahren ausgedient, wie beispielsweise die CeBIT?

Die Sache mit der Zielsetzung

Das ZDF geht etwa von 18.000 Besuchenden aus. Laut der Rheinischen Post zählte der Veranstalter 21.000 Besucher und BesucherInnen.

Ein festes Ziel hat der Veranstalter nicht. Einst galt das Event als Spielwiese für die verrückten, digitalen Außenseiter. Heutzutage ist die re:publica einer der größten und in Europa anerkannten Digitalkonferenzen.

Im Vergleich zum Jahr 2019 ist die Besucherzahl etwas geschrumpft. Dafür gibt es weitere Events, die zeitgleich oder im Anschluss zur re:publica veranstaltet werden – beispielsweise die txt oder die tincon.

Wen will die OMR ansprechen?

Im Fokus der Veranstalter stehen Geschäftsführer und Marketing-Verantwortliche.

Diese wollen sich über neue Werkzeuge und Ansätze für das digitale Marketing informieren.

Daneben gab es aber auch viele junge Leute, die sich das Festival einfach mal anschauen wollten. Neugierige Besucher findest du eigentlich überall – Jutebeutelhamster inklusive. 😉

Wen will die re:publica ansprechen?

Einen bestimmten Fokus hat die re:publica nicht. Du wirst vor Ort VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und Unternehmen finden. Außerdem begegnest du Hackerkulturen, NGOs sowie Personen aus Medien, Marketing. Jede Menge BlogerInnen, AktivistInnen, KünstlerInnen und Social-Media-Expertinnen mischen natürlich auch mit.

Kinder und Jugendliche triffst du vor allem auf der tincon an.

Ziele, die du dir für das Event stecken kannst

  • Lerne neue digitale Technologien kennen.
  • Versuche Kontakte zu nationalen und internationalen Marketing-Köpfen zu knüpfen.
  • Versuche etwas Neues zu lernen – bspw. in wenigen werbefreien Masterclasses oder Vorträgen.

Ziele, die du dir für das Event stecken kannst

  • Schaue thematisch über den Tellerrand.
  • Lerne etwas Neues dazu oder probiere neue Dinge aus – Workshops und Vorträge machen es möglich.
  • Komme mit den unterschiedlichsten Leuten ins Gespräch – (fast) jeder ist ansprechbar, du musst dich nur trauen 😉

Highlights: Das fand ich gut

Mit der OMR habe ich so meine persönlichen Ups and Downs erlebt. Das kann ich offen zugeben.

Als von Natur aus nach innen gerichteter Mensch, kann ich persönlich mit der OMR-Zielgruppe kaum etwas anfangen. Das Motto “Gesehen und gesehen werden” ist kein wichtiger Bestandteil in meinem Event-Universum. 😉

Den Austausch mit einer Hand voll von Kontakten, weiß ich jedes Jahr zu schätzen. Auch der Blick auf neue Tools ist immer wieder spannend. 

Allerdings stelle ich mir selbst die Frage, ob ich dafür wirklich dieses Event benötige? Wie siehst du das?

Das fand ich außerdem noch gut:

  • Gute Gespräche – Ein Austausch mit der einen oder anderen (freiberuflichen) KollegInnen war möglich.
  • Guter Kaffee – Der Kaffee wurde in diesem Jahr von Melitta gesponsert und dementsprechend gut.
  • Neuentdeckungen – Das eine oder andere neue Tool habe ich für mich entdecken können

Highlights: Das fand ich gut

Ich gebe es zu, meine erste re:publica (2016) war für mich eine halbe Katastrophe. Woran das lag? Ich kannte kaum einen Menschen – Austausch hatte ich nur wenig. Doch im Laufe der Zeit konnte ich mehrere Kontakte knüpfen.

In diesem Jahr kann ich die re:publica mit einem Wort beschreiben: Das große Wiedersehen. Seit dem Jahr 2019 habe ich nicht mehr so viele liebe Menschen umarmt. Das hat gefehlt. 😉

Ebenso die stundenlangen Diskussionen, Fachsimpeln und Philosophieren hat mir gefehlt. Schön, dass es in diesem Jahr wieder möglich war.

Das fand ich außerdem noch gut:

  • Abwechslungsreiches Programm – Unterschiedlichste Themen am Start; starker Frauenanteil
  • Gute Location – Man konnte sich gut aus dem Weg gehen; es gab fast immer genügend Platz in den Sessions
  • Gutes Essen – Vegane und vegetarische Speisen; Kaffee war auch richtig gut. 😉
  • Tolles Wiedersehen – Viele, tolle Menschen, mit denen es schön war zu sprechen.
  • Frauenquote – Mehr als die Hälfte der Speaker waren weiblich. (non-binär war auch vertreten) <3
  • Nachhaltigkeit – Die re:publica GmbH arbeitet kontinuierlich an einem Nachhaltigkeitskonzept.

Lowlights: Das fand ich nicht so gut 

Ein paar Dinge, dich mich mit einem Fragezeichen hinterlassen haben:

  • Zu viel Werbung – Der bereits bekannte Spruch “Du gehst nicht wegen der Vorträge auf die OMR” spricht für sich. Das gilt leider auch für den Großteil der Masterclasses.
  • Sitzgelegenheiten – Bei 70.000 Menschen findest du nur schwer einen Sitzplatz.
  • Maskenpflicht – Hinweise entdeckte ich nicht. (Freiwillige) Maskenträger waren auch nur wenige vor Ort.
  • (K)eine Frauenquote? – Der Großteil der Speaker war männlich.
  • Essen – Die Diskussion zum Thema hast du sicherlich schon im Social Web gesehen. Nur so viel: Eine (größere) Auswahl an veganem oder vegetarischem Essen gab es leider nicht.
  • Nachhaltigkeit – Lass es mich so umschreiben: Ein Nachhaltigkeitskonzept war weder kommuniziert noch spürbar.

Lowlights: Das fand ich nicht so gut 

Die re:publica hatte nicht nur ihre guten Seiten. Dinge, die mich nachdenklich machen:

  • Zu wenig Zeit – Zu viele Sessions, zu viele Menschen, mit denen man gerne gesprochen hätte.
  • „Unter sich“ – Fehlt die Perspektive jüngerer Generationen? Verlieren wir den Kontakt zu ihnen?
  • Sitzgelegenheiten– Davon gab es im Außenbereich leider zu wenige.
  • Maskenpflicht? – Einige haben sich nicht wohlgefühlt, weil die Pflicht fehlte; Veranstalter wies allerdings mehrmals darauf hin.

#rp22 oder #omr22: In welchem Universum verbringst du am liebsten deine Zeit?

Die Entscheidung, welches Event du bevorzugst, kann ich dir nicht abnehmen. Du hast die Wahl zwischen glamouröse/groß und philosophisch/nischig. Mit Sicherheit zwei Universen, die weder du noch ich jemals auf einen Nenner bekommen.

Sowohl die re:publica als auch die OMR haben als Festivals ihre Vor- und Nachteile – auch wenn die Nachteile meiner Meinung nach in diesem Jahr bei einer Veranstaltung überwiegen. 😉 

In beide Veranstaltungswelten einzutauchen, wenn du das Geld und die Möglichkeiten hast, lohnt sich. So kannst du für dich herausfinden, in welchem Event-Universum du dich am wohlsten fühlst.

Was hältst du von den beiden Event-Formaten? Schreibs mir in die Kommentare. 🙂

tl;dr – sehenswerte Vorträge

Falls du nicht die Möglichkeit hattest, eine der beiden Veranstaltungen zu besuchen, findest du anbei ein paar Videoempfehlungen, auf die du einen Blick werfen solltest.

Es erwarten dich unterhaltsame und informative Vorträge:

OMR:

#rp22:

 

Sonstige und lesenswerte Berichterstattung zu den Veranstaltungen:

OMR:

rp22: