Im Berufsleben scheitern wir oft am Storytelling. Es wird Zeit, das Thema ernst(er) zu nehmen. Petra Sammer erklärt mit ihrem Buch, wie das genau geht.

Bereits im April hatte ich das Thema Storytelling im Rahmen von UX erwähnt. Ja, auch dieser Bereich kommt nicht ohne Geschichtenerzählen aus. Überraschend ist das nicht. Schließlich konsumieren wir nicht nur andauernd Geschichten, sondern teilen diese auch im Social Web oder in Gesprächen mit Familien und Freunden.

Komischerweise fällt uns im beruflichen Kontext genau das oft wahnsinnig schwer. Mitarbeitende hängen uns nicht gebannt an den Lippen, sondern verharren mit ihrem Blick am Smartphone oder sehen uns gelangweilt beim Präsentieren der viel zu vielen Slides zu. Statt einer spannenden Geschichte steht die Powerpoint-Schlacht auf dem Präsentations-Menü.

Wie können du und ich daran arbeiten, dass diese schrecklichen und langweiligen Schlachten weniger werden? In dem wir uns auf unsere kindliche Kernkompetenz zurückbesinnen: Das Erzählen spannender Geschichten.

Aus diesem Grund stelle ich dir im Folgenden das Buch “What’s Your Story?” von Petra Sammer vor. Mit diesem Buch bringt sie nicht nur Führungskräften, sondern allen, die etwas bewegen – und meiner Meinung nach auch allen, die mit ihren Präsentationen nicht mehr langweilen wollen –, das Erzählen im Business-Kontext bei. 

Finde heraus, ob du von diesem Storytelling-Buch etwas lernen kannst.

 

Hinweis: Bei der Ausgabe für die Buchrezension handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dieses hat mir der O’Reilly Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Damit sind allerdings keinerlei Auflagen verbunden – O’Reilly hat auch keine gestellt. 😉 Die folgende Rezension basiert auf meiner eigenen – nicht beeinflussten – Meinung.

Über die Autorin

Kreativ. Kommunikativ. Geschichtenerzählerin. Mit diesen Worten lässt sich Petra Sammer am besten beschreiben.

Bevor sie sich selbstständig machte, war sie 25 Jahre als Beraterin, Chief Creative Officer, Geschäftsführerin und Global Partner bei der internationalen Kommunikationsagentur Ketchum tätig. Während dieser Zeit hat sie zahlreiche Preise gewonnen – ich könnte einen ganzen Listen-Beitrag nur mit ihren Preisen machen. Allerdings würde das den Rahmen des Beitrags sprengen. 😉

Mit ihrer Erfahrung berät sie Marken und Unternehmen in Sachen Marketing, PR sowie Unternehmenskommunikation. Ihre Schwerpunkte bei all diesen Disziplinen kannst du wahrscheinlich schon erraten: Ideenentwicklung, Strategieberatung, Planning und Storytelling.

Wie ihre Reise als Storytellerin begann? Mit einem Studium. Sie studierte Filmphilologie und Germanistik, Volkswirtschaft und Politikwissenschaft.

Mehr zu Petra Sammer: https://www.petrasammer.com/

Aufbau: So ist das Buch aufgebaut

  • 201 Seiten
  • 1. Auflage 2019
  • 9 Kapitel
  • Vorwort
  • Index
  • Literaturübersicht
  • Über die Autorin
  • Kolophon

Das Buch ist in neun Kapitel aufgeteilt:

  • Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle von Storytelling im heutigen Arbeitsumfeld. 
  • Im zweiten Kapitel beleuchtet Petra Sammer, wie Geschichten wirken. 
  • Wie man erzählt statt präsentiert, erklärt die Autorin im dritten Kapitel anschaulich anhand ihres eigenen pssst-Modells. 
  • Im vierten Kapitel geht Petra darauf ein, dass eine gute Geschichte auch persönliche Aspekte benötigt. 
  • Im fünften Kapitel gibt es eine Übersicht an Storytelling-Methoden, die vor allem für Präsentationen gut eingesetzt werden können. 
  • Das sechste Kapitel liefert dann die passenden Strukturen, mit denen die Geschichten “aufgebaut” und strukturiert werden können. 
  • Wie können Emotionen vermittelt und ausgelöst werden? Passende Antworten erhalten Leser*innen im siebten Kapitel. 
  • Die richtige Technik ist vor allem beim Präsentieren wichtig. Darum widmet sich Petra Sammer im achten Kapitel wichtigen Erzähltechniken – so klappt das Geschichtenerzählen auch bei einer Präsentation. 
  • Was bringt die Zukunft? Darüber hat die Autorin im neunten Kapitel nachgedacht.

Wen will die Autorin mit ihrem Buch erreichen?

Im Fokus von Petra Sammer stehen zwei Zielgruppen. Zu der ersten Gruppe gehören MacherInnen, ManagerInnen, TeamleiterInnen und WissenschaftlerInnen. Die Autorin hofft, dass diese Zielgruppe mit dem Buch in der Lage sein wird, Erkenntnisse, Innovationen und Thesen noch besser erzählen (und auch anschaulicher erklären) zu lernen.

Die zweite Zielgruppe: Kommunikationsprofis. Dazu zählen BeraterInnen, PressesprecherInnen und WerberInnen. Nachdem sie das Buch durchgearbeitet haben, sind sie imstande, Mitarbeitende zum besseren Erzählen von Geschichten zu befähigen.

 

“Kreativität bekommt daher oft jede Menge Aufmerksamkeit, während sich wissenschaftliche Innovationen schwer tun, Gehör zu finden. Dieses Buch will beide Seiten zusammenbringen.”

Petra Sammer

Ziele: Was kannst du mit dem Buch erreichen

Bereits am Untertitel des Buches kannst du erkennen, an wen es sich eigentlich richtet: “Leadership Storytelling – für Führungskräfte, Projektverantwortliche und alle, die etwas bewegen wollen”. Lass dich keineswegs davon abhalten, das Buch zu lesen. Die Zielgruppe ist eng geschnitten. Meiner Auffassung nach, kannst auch du einige wichtige Dinge für dich mitnehmen und vielleicht auch umsetzen:

  • Die richtige Präsentationstechnik – Jeder von uns steht irgendwann auf einer Bühne und muss etwas präsentieren. Egal, ob vor wenigen Teilnehmenden oder großem Publikum, wer gut vor Menschen spricht (und erzählt) kommt bei allen Zuhörenden und Zuschauenden erfolgreich an. Darum lege ich dir vor allem das achte Kapitel ans Herz. Du wirst mit Sicherheit viel lernen können.
  • Weißt du, wie Geschichten wirken? Petra Sammer vermittelt dir nicht nur Fun Facts, die du an einem Abend in kleiner Runde teilen kannst. Mit dem zweiten Kapitel lernst du die Wissenschaft hinter dem Geschichtenerzählen kennen. Wer das (wissenschaftliche) Warum kennt, kann auch die Erzählmethodik besser anwenden.
  • Grundelemente und Strukturen – Auch guten Geschichten liegt eine gewisse Ordnung zugrunde. Mithilfe der richtigen Elemente und Strukturen, kannst du sicherstellen, dass du alles hast und anwendest, um eine möglichst informative, spannende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen.
  • Storytelling trifft auf Personal Branding – Diesen Aspekt kannst du ebenfalls im Storytelling-Bereich entdecken. Petra Sammer erklärt dir, was du brauchst, um eine Signature Story zu entwickeln. Du weißt, wie du deine persönliche und authentische Geschichte erzählen musst, damit sie bei deinen Zuhörenden und Zuschauenden ankommt – und deine persönliche Botschaft steckt gleich mit drin.

 

Perfekt für introvertierte Menschen: Wir können unsere persönliche Geschichte vorab planen und lernen. Beim Netzwerken sind wir dann weitaus entspannter, da wir im Erzählen unserer Signature Story geübt sind.

 

Kurzum: Das Buch von Petra Sammer eignet sich nicht nur für Menschen, die eine Führungsrolle haben. Es ist ein Werk für uns alle: Wir lieben Geschichten und diese zu erzählen. Warum nicht auch Geschichten beim Präsentieren erzählen? So wird das Format nicht nur für alle Beteiligten spannender – es wird auch für dich als Vortragende/r einfacher. 

Highlights: Das finde ich am Buch gut

All die zuvor genannten Punkte könnte ich erneut aufgreifen. Doch ich greife zunächst nur den Punkt auf, der mir als Introvertierte besonders gefallen hat: Die Signature Story im vierten Kapitel. Auf etwa zehn Seiten erklärt Petra Sammer, wie diese persönliche Geschichte beginnen kann – Spoiler: Es gibt mehrere Möglichkeiten.

 

“Eine persönliche Signature Story ist ein mächtiges Instrument. […] [Sie] präsentiert eine Geschichte […] Stärken unterhaltsam, einprägsam und effizient.”

Petra Sammer

Ein wichtiger Aspekt, der trotzdem im Auge behalten werden sollte: die Zuhörer*innen und/oder die Zuschauenden. Wer die Balance zwischen Persönlichkeit und Publikum sucht, hat damit das passende Storytelling-Kapitel gefunden.

 

“Die Rezipienten, Zuhörer und Zuschauerinnen stehen im Zentrum jeder guten Geschichte – nicht der Redner. Auch wenn er die Art und Weise, wie er die Story erzählt, zu seiner ganz persönlichen macht.”

Petra Sammer

Grundlagen sind das A und O – auch beim Storytelling

Denn ohne eine Basis lässt sich eine Tätigkeit weder ausüben noch zu einem späteren Zeitpunkt meistern. Wunderbar, dass Petra ihr Buch mit vielen Hilfestellungen, Methoden, Tipps und Werkzeugen gefüllt hat. Wer die Themen einzelner Kapitel vertiefen will, schlägt in der Literaturübersicht nach und besorgt sich die entsprechenden Quellen.

Neben vielleicht schon bekannten Grundelementen und Strukturen des Storytellings, teilt die Autorin auch ihre ganz eigene Storytelling-Methodik – pssst-Methode genannt. Die Abkürzung steht für “passioniert”, “story”, “strukturiert”, “sinnlich” und “technisch”. Kein großes Geheimnis. All diese Aspekte spielen eine wichtige Rolle beim Erzählen von Geschichten. Doch Petra hat diese auf eine clevere Art und Weise miteinander verknüpft. Wenn du bisher die Vorträge und Workshops der Autorin verpasst hast, kannst du damit noch eine Methodik entdecken, die du vielleicht noch nicht kennst und selbst angewendet hast.

Standardwerk zum Thema Storytelling – nicht nur für Führungskräfte geeignet

Mithilfe von Zielgruppeneingrenzungen versuchen Verlage oft, eine spitze Zielgruppe zu erreichen. Das ist verständlich und doch schade. Denn es wird einige geben, die das Buch aufgrund dieser “Einschränkung” nicht lesen werden.

Meiner Meinung nach kannst du diese Eingrenzung einfach ignorieren. Wie du jetzt weißt, kannst auch du, als “führungsrollenloser” Mensch, viel von den Inhalten lernen und in der Präsentations-Praxis umsetzen.

Nicht nur Führungskräfte sollten gute Geschichten erzählen können, jeder Erwachsene sollte dazu imstande sein.