Moodboards nutze ich vor allem für meine visuelle Arbeit – insbesondere für Sketchnotes. Anhand eines Beispiels zeige ich dir, wie ich dabei vorgehe.
Sketchnote-Arbeit verläuft eigentlich relativ entspannt – zumindest die meiste Zeit. Man erhält einen Auftrag, ein paar Details und schon geht es los. Wunderbar, wenn das so reibungslos vonstattengeht. Es kommt aber auch vor, dass Details fehlen, man die Bilderwelt und Bildersprache für den*die Kund*in nicht richtig gewählt hat oder das Gesamtbild das Gegenüber nicht überzeugt. Das ist mehr als unpraktisch – für beide Seiten.
Im letzten Jahr habe ich bei diversen Sketchnote-Projekten einen Zwischenschritt genutzt, um die Vorstellungen zum Endprodukt und die Erwartungen des*der Kund*in besser einschätzen zu können. Ja, Empathie bringt einen manchmal nur so weit. Im folgenden Beitrag gebe ich dir einen Einblick in meine Sketchnote-Arbeit und zeige dir, wie ich Moodboards für mich ganz persönlich und meine kreative Arbeit einsetze.
Im nächsten Beitrag geht es dann um das Thema Branding und wie du Moodboards in diesem Themenfeld für dich und deinen Personal Brand nutzen kannst.
Moodboards für Sketchnotes: Ist das sinnvoll?
Den Einsatz dieser Pinnwände finde ich vor allem dann sinnvoll, wenn es um Projekte geht, die auf einer längeren Zusammenarbeit basieren. Wenn du am Anfang schon Aspekte, wie Bildsprache und Bildwelt, gemeinsam mit den Kund*innen definieren kannst, hast du die wichtigsten Grundlagen bereits geklärt.
Außerdem hast du eine visuelle Zusammenfassung, auf die du dich immer wieder stützen kannst – praktisch, wenn man Details vergisst oder sich etwas in Erinnerung rufen möchte.
Manchmal tun sich Menschen schwer, das Bild oder die Erwartung, die sie vor dem inneren Auge beziehungsweise im Kopf haben, wörtlich zu beschreiben. Du kannst auch noch so viele Fragen stellen, manchmal erschließt sich dir die Idee einfach nicht. Hier kann das Moodboard eine gute Lösung sein. Du kannst damit deine Ideen mit den Erwartungen deiner Kund*innen abgleichen und abstimmen. Gleichzeitig erhält dein Gegenüber einen Eindruck davon, wie du arbeitest und wie du seine*ihre Idee umsetzen wirst.
Wann man Moodboards für Sketchnotes nicht einsetzen sollte
Moodboards werden zu einem überflüssigen Zwischenschritt, wenn dein*deine Kund*in dir klar und deutlich vermitteln kann, wie er*sie sich eine Grafik oder Illustration vorstellt. Dazu liefert er*sie dir dann auch hilfreiche Details, Material und ein schlüssiges Briefing.
Vor allem, wenn es sich um kurzfristige Projekte handelt, können Moodboards auch ein Hindernis sein, da schnelle Abstimmungen und Korrekturschleifen entscheidend für das Einhalten der jeweiligen Deadline sind. Achte aber auch in diesem Fall genau darauf, dass du gut gebrieft wirst – das gilt nicht nur für die kreative Arbeit oder Projekte im Bereich der visuellen Kommunikation. 😉
Wenn es um Graphic Recording für Veranstaltungen geht, sind Moodboards vielleicht auch überflüssig. Gut organisierte Veranstaltungen bieten, neben einem Programm, viele weitere hilfreiche Details – meist auf der Veranstaltungsseite zu finden. In den meisten Fällen stehst du also nicht mit leeren Händen da. Allerdings solltest du Zeit in die Recherche stecken, damit du während des Events weißt, wann welche Speaker*innen auf der Bühne stehen. Wenn du keine Details finden kannst: Verlange nach einem Briefing.
?Praxisbeispiel: Moodboard für Sketchnotes ganz praktisch
Falls du dich im Detail dafür interessierst, wie ich Moodboards bei meiner Sketchnote-Arbeit einsetze, habe ich dir hierfür diesen Absatz erstellt. Falls du es eilig hast oder den Abschnitt gerne überspringen willst, kannst du das auch gerne tun.
Schritt 1: Das Interview
Bevor ich mich an das Erstellen des Moodboards oder einer Sketchnote mache, versuche ich meine Ansprechperson – die, die Sketchnote haben möchte – so gut wie es geht kennenzulernen. Dafür nehme ich mir eine Stunde Zeit und unterhalte mich mit der betreffenden Person:
- Das kann im Interview-Stil passieren. Hier stelle ich Fragen zu der Arbeitsweise und den Stärken der Person, aber erfahre auch Details über angebotene Leistungen, zum Personal Brand. Über die Bildsprache und die Bildwelt unterhalten wir uns auch.
- In den meisten Fällen ist die Person aber so Feuer und Flamme, dass sie von sich aus beginnt zu erzählen. Zu Tage kommen oft die spannendsten Geschichten. Es passiert nicht selten, dass ich die Zeit vergesse und an den Lippen meines Gegenübers hänge.
Und es passiert viel zwischen den Zeilen. Denn ich versuche mein Bestes auch die Emotionen – vor allem die Begeisterung – einer Person festzuhalten und auf das digitale Papier zu bannen. Im Fall von Heike Stiegler aka Mrs. Mobile waren es vor allem die Sätze „Nutze, was du hast.“ und „Alles, was ich für Trainings und Coachings brauche, habe ich immer und überall in meiner gelben Handtasche dabei.“, die mir sehr viel Inspiration gaben und ausschlaggebend für das finale Produkt waren.
Schritt 2: Das Moodboard
Inspiriert und voll von Eindrücken sowie Emotionen mache ich mich meistens nach einem Call direkt an die Arbeit. Das Erste, was ich auf dem Moodboard verewige, sind die Eindrücke, die mir mein Gegenüber während des Gesprächs vermittelt hat. Die während des Interviews gemachten Notizen helfen mir, keine Details außer Acht zu lassen. Schließlich geht es darum, eine Person in all ihrer Vielfältigkeit darzustellen.
Anschließend lege ich die Farbwelt für die Sketchnote fest und überlege, welcher Stil am besten zu der Person und ihrer Tätigkeit passt. Oft ist es eine Mischung aus realistischen und abstrakten Elementen, die sich Auftraggebende wünschen.
Im Fall von Heike arbeiteten wir gemeinsam heraus, dass ihre gelbe Handtasche unbedingt als Hintergrundelement auf die Sketchnote sollte. Gleichzeitig diente sie als Hingucker – allzu oft sieht man solche auffälligen Farben nicht. 😉
Nach der Freigabe machte ich mich dann an die Erstellung der Sketchnote.
Schritt 3: Die Erstellung der Sketchnote
Die Erstellung der Sketchnote ging relativ schnell und einfach. Die Handtasche konnte ich mithilfe des Headerbilds von der Mrs. Mobile-Website zeichnen. Spezielle Details, wie Super 8, VHS oder digitale Kameras, musste ich allerdings recherchieren. Hier sind Suchmaschinen meine besten Freunde. Bei ganz kniffligen Begriffen mache ich mich auch beim Noun Project schlau.
Eine der größten Herausforderungen bei der Sketchnote-Erstellung war in diesem Fall die Farbbalance. Gelb ist eine intensive Farbe, die man mit Vorsicht einsetzen sollte. Doch mit dieser Farbe hat Heike auch den Vorteil, dass sie sofort ins Auge sticht. Sie hebt sich also wunderbar von ihrer Konkurrenz ab.
Die fertige Sketchnote schickte ich dann an Heike zur Freigabe. Üblicherweise gibt es auch zwei Korrekturschleifen, in denen Kleinigkeiten noch geändert oder angepasst werden können. Aber im Fall von Heike war das nicht nötig.
Mein Sketchnote-Workflow: Moodboards für Recherche und Abstimmungen
Mittlerweile weißt du sicherlich, dass ich ein Canva-Poweruser bin. Das ist auch der Grund, warum ich auf die eine oder andere Moodboard-Vorlage von Canva zurückgreife. Hierbei unterscheide ich im Prinzip zwischen zwei verschiedenen Moodboards.
Diese Form der Sketchnote nutze ich aber auch gerne für mich selbst, um mich auf Veranstaltungen noch besser vorbereiten zu können. Neben den bereits erwähnten Aspekten, sammle ich auch hier Elemente und Bausteine, die ich für eine Veranstaltung eventuell erst noch „kreieren“ muss – das gilt vor allem für Sketchnote-Elemente, die sich noch nicht in meiner Sketchnote-Bibliothek befinden oder speziell auf das Event zugeschnitten werden müssen. Diese Sammlung nehme ich dann auch zur Veranstaltung mit und nutze das Moodboard dann wie einen Spickzettel.
Weiteres Beispiel für Recherche-Moodboards
Hier wollte ich zur Übung eine Sketchnote zu einem Beitrag des Content Marketing Institutes erstellen. Also habe ich den Beitrag unter die Lupe genommen, mich über die Autorin informiert, die Brandfarben festgehalten und sonstige Notizen gemacht.
Links siehst du das Recherche-Moodboard. Rechts siehst du die finale Sketchnote.
Das Moodboard für Business-Sketchnotes
Dieses Moodboard setze ich ein, wenn ich im Rahmen einer Sketchnote-Arbeit sehr viel mit meinen Kund*innen abstimmen muss. Bei der Struktur setze ich auf eine Mindmap, da der Großteil der Menschen, die ich kenne, bereits mit dieser Methodik gearbeitet hat. Nachdem ich ein Interview mit meinem Gegenüber durchgeführt habe, um ein Gefühl für die Arbeit und die Persönlichkeit zu bekommen, sammle ich all meine Erkenntnisse und überführe diese in die Moodboard-Vorlage.
Neben den Fakten zur Person, frage ich meine Kund*innen auch nach ihrer bevorzugten Bildsprache und -welt, denn vor allem Personal Brands leben von ihrer Einzigartigkeit, die sich auch in visuellen Elementen widerspiegelt. Dieses Moodboard ergänze ich zum Schluss mit dem Logo und den Brandfarben – falls welche vorhanden sind. Sobald das Moodboard dann optimiert und freigegeben wurde, stürze ich mich in die übliche Sketchnote-Arbeit und kümmere mich um die Fertigstellung.
Moodboards für Sketchnotes: Mehr Übersicht und Klarheit bei der Kreativarbeit
Mir hat der Einsatz verschiedener Moodboards bisher einiges an Frust und Korrekturschleifen erspart. Ich und meine Kund*innen können jetzt noch besser auf einer visuellen Wellenlänge miteinander kommunizieren und Bildsprache sowie Bildwelten für diverse gemeinsame Projekte optimieren.
Der Einsatz von Moodboards kann sich für dich aber auch lohnen, wenn du für dich selbst arbeitest und vor deinem eigentlichen Sketchnote-Projekt eine Recherche durchführen willst, um dich besser auf ein Thema einzustimmen.
Moodboards sind auf viele unterschiedliche Arten und Weisen für die Kreativarbeit einsetzbar. Dies war nur eines von vielen Beispielen. 😉
Hast du schon mal Moodboards für Sketchnotes oder andere Grafiken verwendet? Oder findest du die Nutzung von Moodboards generell überflüssig? Ich bin gespannt auf deine Kommentare und Erfahrungen.