Hinter dem neunzehnten Türchen verbirgt sich Katja Evertz. Sie erklärt dir, warum es viele unterschiedliche Arten von Kreativität gibt.

 

Über die heutige Inputgeberin

 
Katja Evertz

Katja Evertz

Katja Evertz ist Digital- und Content-Strategin und unterstützt Organisationen bei der digitalen Transformation und Kommunikation. Nach Stationen im öffentlichen Sektor und bei einer internationalen PR-Beratung, hat sie 2020 den elbespace in Wittenberge (Brandenburg) gegründet und begleitet heute Unternehmen und Organisationen beim digitalen Wandel.

 

Vernetze dich mit Katja via Website: https://elbespace.de

 

Über die unterschiedlichen Arten von Kreativität

Spielt Kreativität in deinem Job eine Rolle?

Kreativität ist nicht das, was ich lange geglaubt habe. Als ich aufgewachsen bin, war Kreativität für mich das, was Künstler*innen erschaffen. Meine handwerklichen und gestalterischen Fähigkeiten mit Pinsel und Stift sind eher begrenzt. Musikalisch bin ich auch nicht. Deshalb habe ich mich lange gar nicht als einen kreativen Menschen wahrgenommen.

Inzwischen weiß ich, dass künstlerische Kreativität nur ein Aspekt von Kreativität ist. Denn es gibt auch die Kreativität, die uns hilft Probleme zu lösen und neue Wege zu gehen. Und diese Art der Kreativität ist für meinen beruflichen Alltag ganz entscheidend: Wie können wir besser kommunizieren und kreative Inhalte entwickeln? Wie können wir digitale Lösungen smarter einsetzen? Wie können wir Menschen bei diesen Veränderungen (besser) mitnehmen?

Dazu gehört auch, dass ich anderen dabei helfe neue Ideen und kreative Lösungen zu entwickeln. Dafür bin ich ein großer Fan von Kreativmethoden.

 

Hast du 2 Tipps oder Methoden, um deine Kreativität anzuregen?

Mein erster Tipp für mehr Kreativität ist: Hört auf kreativ sein zu wollen. Das erhöht den Druck. Druck führt aber oft zu einer kreativen Blockade. Und wer gar keine Ideen hat, kann auch keine kreativen Ideen entwickeln. Dieser Druck muss weg.

Deshalb ist für mich die Grundregel: Jede Idee ist eine gute Idee. Von zehn Ideen sind neun dann vielleicht eher Durchschnitt – und eine richtig gute. Je mehr Ideen ich habe, umso mehr gute Ideen können dabei sein. Je mehr ich schreibe, umso mehr gute Texte werde ich produzieren. Je mehr ich fotografiere, umso mehr gute Fotos werden dabei herauskommen.

Um in kurzer Zeit unterschiedliche Ideen zu entwickeln (und das ist Tipp zwei), setze ich in Gruppen mit vier bis sechs Personen gerne die Round-Robin-Methode ein. Dies funktioniert hervorragend in Präsenz genauso wie virtuell.

Und so geht’s: Zu einem Thema oder einer Fragestellung schreibt jede*r zunächst eine Idee auf ein Post-it. Wer mehrere Ideen hat, nutzt je Idee ein Post-it. Je Runde reichen schon ca. fünf Minuten. Wenn alle fertig sind, werden die Ideen nebeneinander aufgehängt. (Die Ideen von einer Person sollten dabei ebenfalls nebeneinander auftauchen.)

Anschließend wechselt jede Person einen Platz weiter, sprich: Person A schaut auf die Ideen von Person B, Person B auf die Ideen von Person C und so weiter. In der zweiten Runde wird jede Idee nun weiter entwickelt. Nach fünf Minuten gehen alle dann wieder weiter zum nächsten Platz und wiederholen das ganze, bis jede*r wieder bei den eigenen Ausgangsideen angekommen ist. Bei sechs Personen und fünf Minuten pro Runde entwickelt man im Team in einer halben Stunde 36 Ideen. Dabei ist vielleicht nicht jede Idee gleich „gut“. Aber: Je mehr Ideen, umso mehr gute Ideen.

 

Wie nimmst du Kreativität derzeit in deiner Branche wahr?

Eine spannende Frage, die ich gar nicht so einfach zu beantworten finde. Es gibt natürlich immer wieder die kreativen Leuchttürme, jene Kampagnen, die strahlen und wirklich überraschen.

Für mich waren das zuletzt, zum Beispiel

  • die Weihnachtskampagnen von netto (Die Geschichte vom wahren Weihnachtsmann – zuckersüß und liebevoll umgesetzt)
  • und Penny (Der Wunsch – absolut unweihnachtlich, aber wirklich emotional und außergewöhnlich für einen Weihnachtsspot).
  • Und auch auf einigen Plattformen, z. B. TikTok, entwickeln sich ungewöhnliche neue Formate.

Darüber hinaus gibt es aber auch erschreckend viel 08/15. Entweder werden gute Ideen so lange verwässert, bis doch wieder das “mit den Fähnchen” rauskommt. Oder die Kommunikation wird beliebig, weil man Quantität und Qualität verwechselt. Wer alles macht, macht leider nichts richtig.

Damit aus kreativen Ideen auch gute Inhalte und Kampagnen werden, braucht es nämlich Zeit und vor allem Menschen, die ihr Handwerk verstehen.

 

Würdest du dir mehr Kreativität wünschen?

Ich glaube, es braucht gar nicht mehr Kreativität. Wir sind alle kreativ. Es reicht allerdings nicht, Ideen zu haben, wenn man sie nicht umsetzt.

Und daran hapert es in meinen Augen viel zu oft: Dem Willen und dem Mut, etwas auszuprobieren und vielleicht auch mal zu scheitern.