Tipps, wie du als Solopreneur*in oder im B2B-Marketing mit recyceltem Content deine Markenstimme bewahrst.

Ich mag es, wenn ich Inhalte mehrfach nutzen kann, ohne dass sie sich wie ein Abklatsch anfühlen. 

Denn was bringt der beste Content, wenn du deine Stimme und Persönlichkeit beim Kopieren oder Kürzen verlierst?

Ich zeige dir, wie du recycelten Content nutzt und trotzdem eine erkennbare Stimme behältst.

Inhaltsverzeichnis

Identifiziere deine Markenstimme

Wenn du deine Marke positionieren willst, musst du zuerst wissen, was deine Stimme eigentlich ist. Nur so kannst du später beurteilen: Passt das noch?

 
Infografik mit vier Schritten und zwei Bonustipps zur Identifikation der eigenen Markenstimme.

1. Was macht deine Stimme aus? Werte, Persönlichkeit, Tonalität?

Überlege dir, welche Werte für dich zentral sind: ehrliche Kommunikation, Transparenz, Unterstützung, Klarheit oder vielleicht Empathie, Humor und Leichtigkeit. Deine Persönlichkeit spielt ebenfalls eine Rolle:

  • Bist du eher ruhig und reflektiert oder direkt und handlungsorientiert?
  • Tonalität bedeutet: Wie klingt dein Text? Sachlich, herzlich, erzählerisch oder beratend?

Wenn du all das bewusst formulierst, wird klarer, wie deine Inhalte wirken sollen.

2. Welche Wörter, Phrasen und Stilmittel sind typisch für dich?

Oft gibt es Wörter oder Sprachbilder, die du gerne verwendest, zum Beispiel „ich finde“, „wenn du willst“ oder „der Blick hinter die Kulissen“. Vielleicht verwendest du auch bestimmte Analogien oder Bildwörter. Oder kurze Sätze, Fragen und Zwischentöne typisch für deinen Stil?

Notiere all das, denn es hilft dir später, in recycelten Varianten wiedererkennbar zu sein.

3. Definiere, was du nicht bist, um deine Stimme nicht zu verwässern

Gerade beim Kürzen oder Umformen driftet man leicht in generische Formulierungen ab, die zu „irgendeinem Content-Marketing“ gehören. Definiere deshalb, was du nicht bist: kein reiner Werbetext, kein Fachjargon ohne Zugang, keine Phrasen, die sich wie Floskeln anhören.

Dadurch verhinderst du, dass deine Stimme nach und nach leiser wird.

4. Sprachrhythmus, Satzlänge und Ausdrucksformen sollten zu dir passen

Manche Abschnitte schreibst du kurz, einige länger. Du nutzt Aufzählungen, Fragen an die Lesenden, vielleicht Parenthesen oder Gedankenstriche. Diese Stilmittel sind Teil deiner Stimme.

Wenn du sie bewusst einsetzt, kannst du sie auch in recycelten Inhalten beibehalten, beispielsweise einem kurzen, prägnanten Satz, um Aufmerksamkeit zu schaffen.

5. Vergleich mit anderen Marken/ Mitbewerber*innen: Was unterscheidet dich?

Schau dir an, wie andere in deiner Branche kommunizieren. Was machen sie anders? Was fehlt ihnen? Wo gibt es Lücken? Dadurch wird klarer, wie du dich abheben kannst: nicht durch Großspurigkeit, sondern durch deine Richtung, Wortwahl und Nähe zum Publikum.

6. Audit deiner bestehenden Inhalte: Wo ist deine Stimme stark und wo schwach?

Nimm ein paar deiner älteren Blogposts, Newsletter oder Social-Media-Beiträge und analysiere sie.

  • Welche sprechen dich an?
  • Welche wurden öfter geteilt oder kommentiert?
  • Wo haben Leser*innen gesagt: „Ja, das klingt wie du“ und wo spürst du, dass du dich an Standards angleichst?

Das Audit zeigt dir, bei welchen Inhalten du beim Recyclingprozess besonders auf deine Stimme achten musst.

Inhalte recyceln, ohne die eigene Stimme zu verlieren

Wenn die Stimme definiert ist, beginnt die eigentliche Herausforderung: Wie recycelst du Inhalte, ohne dass sie austauschbar werden?

Welche Inhalte lassen sich recyceln, die deine Stimme tragen?

Manchmal sind das Blogartikel oder Newsletter, die besonders persönlich waren, Erfahrungsberichte oder ausführliche Erklärungen. Auch Themen mit starken Beispielen oder Geschichten lassen sich gut recyceln, weil sie Persönlichkeit zeigen.

Inhalte, in denen du deine Meinung oder Sichtweise klar eingeflochten hast, sind ebenfalls stark, weil deine Stimme dort sichtbar wird. Markiere solche Inhalte als „Stimme tragend“, während du auswählst, was du recyceln willst.

Wo die Stimme in der Wiederverwertung oft verloren geht

Sie geht verloren, wenn du zu generisch wirst, zu viele Standardfloskeln einsetzt oder Inhalte so stark kürzt, dass der Kontext verloren geht. Das Gleiche passiert, wenn du den Ton veränderst, beispielsweise wenn ein Ratschlag zu einer reinen Fakt-Aussage wird, ohne deinen persönlichen Anteil.

Auch visuelle Anpassungen (Bilder, Layout) können die Stimme beeinflussen, insbesondere, wenn sie nicht zu deinem Stil passen. Wichtig zu erkennen: Jede Transformation birgt ein Risiko.

Strategien, um die Stimme beim Kürzen, Umformen oder Übertragen in andere Formate zu bewahren

  • Beim Kürzen behältst du Schlüsselwörter, Markenzeichen-Sätze oder wiederkehrende Redewendungen bei.
  • Beim Umformen: Verwende deine typische Satzstruktur, deine Wendungen und deine Ausdrucksweise.
  • Wenn du Content in neue Formate überträgst, bewahre die Kernbegriffe und die Markenstimme, auch wenn du den Stil variierst.

Nutze deine Stimme als Filter und frage dich bei jeder Version: „Klingt das noch nach mir?”

Erstelle eine Brand-Voice-Guideline als Kompass

Ohne klare Regeln wird die Wiederverwendung schnell inkonsistent. Die Guideline ist dein Kompass.

Infografik mit vier Schritten zur Erstellung einer konsistenten Brand-Voice-Guideline.

1. Die wichtigsten Bestandteile: Werte, Ton, Stil, Do’s und Don’ts

Definiere konkret, welche Werte dein Content verkörpert (z. B. Nähe, Klarheit, Vertrauen, Praxisnähe). Schreibe auf, wie dein Ton sein soll: direkt, freundlich, beratend, ohne Fachchinesisch, aber auch nicht übermäßig salopp, wenn es sich um B2B handelt.

Der Stil umfasst Satzlängen, Ausdrucksweise, typische Sprachbilder und die Bild-/ Erzählstimme. Lege Do’s fest, zum Beispiel „Ich-Form – ja/nein“, kurze Sätze und aktive Sprache. Definiere auch Don’ts: Vermeide Floskeln, zu lange Einschübe und generische Marketingtexte.

2. Erstelle ein internes Lexikon mit typischen Formulierungen und solchen, die du vermeiden willst

Sammle typische Wörter und Phrasen, die du häufig nutzt, sowie solche, die du bewusst meidest. Beispiele: „visionär“, „lean“, „next level“ – solche Phrasen möchtest du vielleicht vermeiden, weil sie austauschbar sind.

Formulierungen, die dich persönlich machen, könnten zum Beispiel „mein Blick“, „gemeinsam herausfinden“ oder „was mir wichtig ist“ sein. Dieses Lexikon dient als Checkliste bei jeder Wiederverwertung.

3. Wie du auf LinkedIn, Instagram und im Newsletter deine Stimme beibehältst

Jede Plattform hat ihre Eigenheiten. Länge, Ton, Tempo und Erwartungen. In deiner Richtlinie legst du fest, wie die einzelnen Beiträge klingen sollen: LinkedIn-Post, Instagram-Caption, Newsletter-Text, Video-Intro.

  • Welche Stilmittel dürfen auf Instagram verwendet werden (Emojis, Kurzformen), aber nicht in einem B2B-Whitepaper?
  • Wie persönlich darf der Newsletter sein?
  • Wie viel Storytelling ist möglich?

Diese Abschnitte helfen dir, Variationen einzuordnen und nicht zu verwischen.

4. Regelmäßige Überprüfung und Updates sind erforderlich, wenn sich Inhalte oder Zielgruppen ändern

Zielgruppen, Trends und Plattformen verändern sich. Daher sollte die Brand-Voice-Guideline kein einmaliges Dokument sein, sondern regelmäßig überprüft und angepasst werden. Mach Feedback-Runden, prüfe alte Inhalte und teste neue Formulierungen.

Wenn du merkst, dass Leser*innen anders reagieren als früher, verändere die Feinheiten. So bleibt deine Stimme nicht hinter den Erwartungen zurück, sondern entwickelt sich mit.

Feedback, Monitoring und Iteration

Auch mit einer guten Anleitung bleibt die Stimme nur dann stark, wenn du auf Daten und Rückmeldungen reagierst.

Erkenne, ob deine Stimme noch wahrgenommen wird (z. B. über Kommentare, Engagement, Rückmeldungen)

Lies Kommentare und Nachrichten. Wo sagen Leute: „Das klingt nach dir“, „Das klingt anders“ oder „Ich habe mich sofort verstanden gefühlt“? Rückmeldungen sind oft ehrlich – auch Kritik hilft, die Stimme zu schärfen. Achte auch auf Likes und Shares sowie darauf, wie oft Beiträge kommentiert werden – insbesondere bei recyceltem Content.

Wenn die Interaktionen sinken, könnte deine Stimme fehlen oder verloren gegangen sein. Auch direkte Umfragen an dein Publikum oder Feedback-Formulare können hilfreich sein.

Metriken, die helfen: Reichweite, Klickrate, Verweildauer, Absprungrate je Kanal usw.

Die Reichweite zeigt: Wie viele sehen deinen Content? Wie lange bleiben sie an ihnen hängen? Die Verweildauer oder Lesedauer sagt dir, ob der Text fesselt, und die Absprungrate kann ein Zeichen dafür sein, dass der Ton oder der Einstieg nicht stimmen.

Vergleiche die Performance von recycelten Versionen mit den Originalen. Wichtig ist, nicht nur die Zahlen, sondern auch die Bedeutung hinter den Zahlen zu verstehen.

Es müssen Prozesse und Checkpoints etabliert werden: Wer prüft die Stimme vor der Veröffentlichung und wer gibt Feedback?

Lege fest, dass jede recycelte Version vor der Veröffentlichung einen Stimm-Check bekommt. Prüfe Stichwörter, den persönlichen Ausdruck und den Tonfall. Vielleicht erstellst du eine kurze Checkliste: 

  • Hört sich das noch wie ich an? 
  • Werden der Ton und Stil beibehalten? 
  • In einem Team solltest du klären, wer das letzte Wort hat und wer Rückfragen stellen kann.

Ein solcher Prozess ist zwar aufwändig, bewahrt dich aber davor, dass deine Stimme Stück für Stück verwässert.

Lernschleifen: Testen, was wirkt (z. B. Variante A vs. B), Anpassungen vornehmen

Probiere unterschiedliche Versionen aus, zum Beispiel zwei Vorschläge für ein Social-Media-Posting mit demselben Inhalt, aber unterschiedlicher Sprache oder Einleitung. Vergleiche anschließend, welche Version mehr Resonanz bringt. Notiere, was funktioniert hat, beispielsweise welche Wörter, welche Visuals oder welcher Satzaufbau.

Passe dann zukünftige Inhalte entsprechend an. So bleibt deine Stimme nicht statisch, sondern lebendig und anpassungsfähig.

Fazit: Warum Markenstimme und recycelter Content zusammengehören

Deine Markenstimme ist kein Zusatz, sondern der Rahmen, in dem recycelter Content wirkt. Wenn du weißt, wer du bist (Voice DNA), kannst du Inhalte recyceln, ohne austauschbar zu sein.

Eine gute Guideline gibt dir Klarheit und das Monitoring zeigt dir, ob deine Stimme bei deiner Zielgruppe ankommt.