Keine Überraschung: Storytelling und Strategie werden auch für UX genutzt. Passend dazu habe ich die Bücher von Anna Dahlström und Jamie Levy gelesen.

Verrückter Themenschwerpunkt in diesem Monat, oder? Bewusst habe ich mich für dieses Thema nicht entschieden. User Experience beschäftigt mich derzeit beruflich und privat – ein wenig. Es liegt in meiner Natur, dass ich solche Themen für mich selbst vertiefe. Vor allem dann, wenn diese in meinem Arbeitsalltag über einen längeren Zeitraum präsent sind. Was will man auch machen, wenn man mit mehreren UX-Kollegen im Rahmen eines Projekts zusammenarbeitet? Nur einlesen genügt nicht – ist aber ein guter Anfang. 😉

Mithilfe der beiden folgenden Bücher, die ich dir im Beitrag vorstelle, versuche ich derzeit, in das Thema UX tiefer einzutauchen. Denn die Werke von Jamie Levy und Anna Dahlström sind eigentlich für Produktdesigner und UX-Designer gedacht. 

Allerdings kannst du in diesen Büchern Methoden und Werkzeuge finden, die auch zum Standardrepertoire von Marketern und Kommunikatoren zählen (sollten). Storytelling und Strategie sind für uns keine Fremdworte. Wenn du deinen Horizont erweitern, deine UX-Kollegen besser verstehen oder dich in Sachen UX aufschlauen möchtest, solltest du dir die Bücher genauer anschauen.

Hinweis: Bei den Ausgaben für die Buchrezensionen handelt es sich um Rezensionsexemplare. Diese hat mir der O’Reilly Verlag freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Damit sind allerdings keinerlei Auflagen verbunden – O’Reilly hat auch keine gestellt. 😉 Die folgende Rezension basiert auf meiner eigenen – nicht beeinflussten – Meinung.

UX-Strategie: Ein Buch von Jaime Levy

 

Über die Autorin

Jaime Levy lebt viele unterschiedliche berufliche Rollen. Sie ist nicht nur Produktstrategin, sie war bis Mai 2021 auch Professorin an der University of Southern California. Jaime Levy gilt als Vorreiterin bei der Entwicklung digitaler Produkte.

Als Beraterin ist sie weltweit für Unternehmen tätig, mit denen sie gemeinsam Geschäftskonzepte in bahnbrechende digitale Lösungen umsetzt. Darüber hinaus führt sie weltweit Workshops und Schulung zum Thema UX-Strategie durch.

Quelle: https://jaimelevy.com/about/

Aufbau – So ist das Buch aufgebaut

  • 290 Seiten
  • 1. Auflage 2022
  • 10 Kapitel
  • Index
  • Quellennachweise
  • Über die Autorin
  • Kolophon
  • Stimmen zum Buch
Das Buch ist in 10 Kapitel aufgeteilt. Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit den Grundlagen einer (erfolgreichen) UX-Strategie. In den Kapiteln 3 bis 5 stehen deine Zielgruppe und dein Wettbewerb im Vordergrund – du lernst sie verstehen und analysierst ihre Aktivitäten. Die restlichen Kapitel drehen sich um Storyboarding, wie du Prototypen für Experimente erstellst, Nutzerforschung durchführst und mithilfe von Design deine Konversionsrate steigerst.

Ziele – Was kannst du mit dem Buch erreichen?

Die Ziele von “UX-Strategie – Erfolgreiche Strategietechniken für die Entwicklung innovativer digitaler Produkte” sind:

  • Du lernst, wie du ein Wertversprechen formulierst
  • Die Autorin erklärt dir, wie du die dir bekannten Zielkunden durch provisorische Personas verifizierst.
  • Du vertiefst das Thema Wettbewerbsforschung und -analyse – das du schon aus dem Marketing kennst.
  • Jaime Levy erklärt dir, wie du Experimente mit einfachen Prototypen durchführst, die auf dein Geschäftsmodell abgestimmt sind.
  • Die Autorin zeigt dir auch, wie du Geschäftsideen testest.

Wer sich mit Marketing – und Kommunikation – auskennt, wird ein paar Methoden und Ansätze bereits kennen. Das macht die Auseinandersetzung mit dem Thema UX-Strategie etwas leichter. Ein gewisses Grundwissen zum Thema User Experience ist bestimmt nicht verkehrt. Wenn du erste Berufserfahrung in diesem Bereich gesammelt hast, dann bietet dir das Buch sicherlich ein paar hilfreiche Tipps.

Wen will das Buch erreichen?

Mit ihrem Buch richtet sich Jaime Levy hauptsächlich an UX-Strategen, Product Manager und Owner, Entrepreneure oder Mitglieder eines Innovationsteams (in Unternehmen). Hier denkt sie meiner Meinung nach vor allem an Führungskräfte und führende Angestellte, die mit begrenzten Ressourcen und einem Team (eigentlich) wichtige Dinge erarbeiten sollen – die normalerweise mehr Budget und Ressourcen benötigen. Die Autorin bietet dieser Zielgruppe unterschiedliche Werkzeuge und Methoden an, die weniger kostenintensiv sind als übliche Produktstrategien und -techniken.

Ich habe dieses Buch geschrieben, um endlich in einer Ressource alles zu konsolidieren, was ich über die Praxis  der UX-/Produktstrategie weiß und was ich durch meine Arbeit mit Start-ups, Agenturen und Unternehmen gelernt habe.

Jamie Levy

Die zweite Zielgruppe ihres Buches sind (frustrierte) Produktdesigner, UX/UI-Designer oder UX-Researcher, die im Unternehmen und im Team mit ihrer Arbeit drohen unterzugehen. Das Buch soll diesem Personenkreis dabei helfen, innovativer mithilfe eines Weniger-ist-mehr-Ansatzes zu arbeiten, wie man als Intrapreneur agiert und wie sie mittels Rapid Prototyping schnelle und einfache Experimente am Produkt durchführen können.

Highlights: Das finde ich gut an dem Buch

Meine persönlichen Highlights vom UX-Strategie-Buch:

  • Jamie Levy erklärt Schritt für Schritt, wie der Leser eine UX-Strategie entwickeln kann – und das sehr anschaulich. Statt irgendwo anzufangen, geht die Autorin sehr strukturiert vor. Als Leser hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, den Faden zu verlieren. Die Gedankengänge der Autorin bleiben jederzeit verständlich.
  • Die Autorin beschreibt zwar nur kurz, wie das Buch aufgebaut ist. Dafür bietet sie allen Lesern ihr UX-Strategie-Toolkit zum Herunterladen an – kostenlos. Es soll den Leser und sein Team dazu befähigen, eine gute Strategie für das eigene Produkt zu entwickeln.
  • Die Vermittlung einer Strategie muss nicht langweilig sein. 😉 Jamie Levy nutzt viele Visualisierungen, Organigramme und Grafiken, um dem Leser ihre UX-Strategie schmackhaft und greifbar zu machen.
  • Beispiele und beispielhafte Visualisierungen helfen dem Leser dabei, einzelne Aspekte der UX-Strategie besser zu verstehen. Auf diese Weise verknüpft Jamie Levy Theorie mit der Praxis.
  • Die Autorin fasst jedes Kapitel am Schluss noch einmal kurz zusammen. so kann sich der Leser die Inhalte leichter merken. Mit einer Haftnotiz kann man sich diese Stellen markieren. Wer das Buch in seiner persönlichen Bibliothek bewahrt, kann so jederzeit zu einzelnen Themen springen und sein Gedächtnis auffrischen – lästiges Blättern entfällt so übrigens ebenfalls. 😉
  • Als absoluter UX-Newbie hat mir das 2. Kapitel am besten gefallen, das es den Aufbau einer guten UX-Strategie einfach und verständlich erklärt.
  • Bei vielen weiteren Kapiteln war mein Vorwissen aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich praktisch. Es werden eigene Methoden aus diesen Bereichen aufgegriffen und für die Strategie genutzt. Auf diese Weise verknüpft Jamie Levy unterschiedliche Disziplinen miteinander – Leser aus der Marketing- und UX-Welt werden in den Kapiteln nützliche Methoden und Werkzeuge finden, die ihren Arbeitsalltag bereichern können.

Ob ich jemals eine UX-Strategie entwickeln werde? Das kann ich noch nicht sagen. 😀 Das Buch hilft mir eher dabei, über den Tellerrand zu schauen. Außerdem fördert es mein Verständnis davon, wie die Disziplinen – nicht nur im Digitalen – heutzutage miteinander Zusammenhängen – von einem Big Picture spreche ich allerdings (noch) nicht. Dafür ist mein Gesamteindruck von UX noch nicht komplett.

UX-Storytelling: Ein Buch von Anna Dahlström

Über die Autorin

Die schwedische UX-Designern, Anna Dahlström, arbeitet und lebt in London. Sie ist die Gründerin des Formats und der Plattform UX Fika – praktische Workshops rund um das Thema User Experience kombiniert mit der schwedischen Tradition der Kaffeepause (Fika).

Anna Dahlström arbeitet seit 2001 für unterschiedliche Agenturen und Start-ups und an mehreren Projekten und Marken sowie Websites, Applikationen, Bots und Interfaces.

Quelle: https://www.annadahlstrom.com/

Aufbau – So ist das Buch aufgebaut

  • 389 Seiten
  • 14 Kapitel
  • Index
  • Über die Autorin
  • Kolophon

Das Buch ist in 14 Kapitel aufgeteilt. In den ersten beiden Kapiteln wird die Anatomie einer guten Geschichte erläutert. Die Autorin erklärt, warum Geschichten wichtig sind. Im 3. und 4. Kapitel erklärt Anna Dahlström, wie Storytelling für das Produktdesign funktioniert und das Produktdesign auch eine emotionale Seite hat. 

In den Kapiteln 5, 6 und 7 geht es darum, Nutzererfahrungen durch Dramaturgie zu strukturieren, Charakterentwicklung im Produktdesign (richtig) anzuwenden und den Kontext des eigenen Produkts zu bestimmen. Das 8. Kapitel erklärt dir, wie du Storyboards entwickelst. In den darauffolgenden Kapiteln lernst du Haupt- und Nebenhandlungen auf User Journeys zu übertragen, Geschichten zu entwickeln, Szenenstruktur auf Wireframes, Designs und Prototypen anzuwenden. Zum Abschluss erklärt dir Anna Dahlström, du deine Geschichte fertig präsentierst und teilst.

Ziele – Was kannst du mit dem Buch erreichen?

Die Ziele von “UX-Storytelling – Mit Heldenreise, Storyboards und dem roten Faden zu erfolgreichen Produkten” sind:

  • Du lernst, was eine gute Geschichte ausmacht und wie diese dein Produktdesign verbessern können.
  • Du entdeckst traditionelle Storytelling-Prinzipien, Werkzeuge und Techniken, wie du diese einsetzen kannst und wie sich diese auf dein Produktdesign auswirken,
  • Die Autorin erklärt dir, wie du mit Hilfe von Storytelling, deine Produkte vorstellst, richtig in Szene setzt und verkaufst.

Wenn du dich viel mit Storytelling beschäftigst und beruflich dazu Erfahrung sammeln konntest, kannst du mit diesem Buch über den Tellerrand schauen. Vielleicht entdeckst du im Produktdesign-Bereich die eine oder andere Inspiration?

Wer über UX-Expertise verfügt, wird die Storytellingansätze sicherlich interessant finden. Die ersten Kapitel erklären dir die Grundlagen, die du für die darauffolgenden Kapitel benötigst.

Wen will das Buch erreichen?

Anna Dahlström will vor allem UX-Designer und Praktiker mit ihrem Buch erreichen. Ihr ist aber auch bewusst, dass an der Erstellung von Produkten viele unterschiedliche Menschen zusammenwirken müssen, um erfolgreich zu sein. Aus diesem Grund haben auch alle Beteiligte Einfluss auf die User Experience der Produkte und Dienstleistungen.

Wie das Buch deutlich macht, ist alles eine Erfahrung und die behandelten Werkzeuge, Methoden und Theorien sind wertvoll für Dienstleistungs.Designer, Produktverantwortliche, Strategen, visuelle Designer, Entwickler, Marketing-Fachleuchte und Start-ups.

Anna Dahlström

Die Autorin möchte aber auch Menschen mit mehr und weniger Berufserfahrung dazu ermuntern, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Etwas Interessantes oder Neues sollen alle Leser finden können.

Highlights: Das finde ich gut an dem Buch

Meine persönlichen Highlights vom UX-Storytelling-Buch:

  • Die Autorin erklärt nicht nur detailliert im Vorwort, wie das Buch aufgebaut ist, sondern gibt auch dem Leser Tipps, wie das Buch genutzt werden kann. Der letzte Punkt ist wohl Geschmackssache. Ich finde gerne heraus, was Autoren mit ihren Büchern bezwecken wollen und wie ihrer Meinung nach ihre Werke am sinnvollsten zu konsumieren sind.
  • Anna Dahlström bietet ihren Lesern viele Übungen an, mit denen man die Theorie im Buch praktisch festigen kann. Dabei bleibt es einem selbst überlassen, ob man diese Übungen machen will oder nicht – deren Erarbeitung ist nicht notwendig, um das Buch weiterlesen zu können.
  • Oft fällt es mir – vielleicht auch dir – schwer, Theorien bestimmter Disziplinen in die eigene Arbeit einzubauen. Mit Storytelling ist das nicht anders. Dafür hat Anna Dahlström eine Lösung. Dir begegnen im Buch immer wieder die Kästen “So macht sich Storytelling nützlich”. Hiermit schlägt die Autorin die Brücke zwischen Theorie und Praxis. Sie verknüpft damit Storytelling und Produktdesign – mit UX.
  • Zusammenfassungen finde ich sehr praktisch, denn mit einer Zusammenfassung behält man alles Wichtige im Kopf. Für alle 14 Kapitel hat Anna Dahlström eine Zusammenfassung erstellt.
  • Auch Visualisierungen, Grafiken und Aufzählungen kommen zum Einsatz. Die Autorin nutzt alle ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um für Abwechslung zu sorgen. Auch gerade deswegen lässt sich das Buch sehr angenehm lesen – beim Lesen wirst du so gut wie gar nicht über einzelne Sätze oder Absätze stolpern.
  • Am besten hat mir das 3. Kapitel “Storytelling für das Produktdesign” gefallen. Es ist so etwas wie die Spannungskurve dieses Sachbuches. Denn Anna Dahlström verknüpft hier beide Disziplinen miteinander. Sie nimmt aktuelle Storytellingformate und -methoden unter die Lupe, nennt Beispiele und erklärt Produktdesignern, was sie bei den jeweiligen Format beachten müssen, wenn Sie es für Produktdesign nutzen wollen.
  • Das 11. Kapitel war ebenfalls sehr interessant. Anna Dahlström erläutert an dieser Stelle, wie man Geschichten (speziell) für das Produktdesign entwickeln kann.

Ich werde das Buch auch weiterhin nutzen. Es hilft mir die Gedankengänge meiner UX-Kollegen in der Agentur noch besser zu verstehen. Und wer weiß, vielleicht kann ich das Wissen auch für meine eigene Arbeit nutzen. Ein spannender Blick über den Tellerrand bietet das Buch von Anna Dahlström auf jeden Fall.

Praktisch für die Auseinandersetzung mit UX – oder doch nicht?

Die Frage ist schwierig zu beantworten. Ich denke nicht, dass ich dir eine einfache Antwort liefern kann. Zudem habe ich bei diesen beiden Büchern auf eine Bewertung verzichtet. Warum? Weil ich mich noch nicht gut genug mit dem Thema UX auskenne.

Für mich waren die beiden Bücher so etwas wie ein Experiment – mein persönlicher Blick über den eigenen Kommunikations- und Marketing-Tellerrand in Richtung User Experience.

Was ich sagen kann: 

  • Ich bin ein wenig schlauer, 
  • verblüfft, dass bestimmte Disziplinen wieder einmal enger miteinander zusammenhängen als gedacht
  • und ich werde mich auch weiterhin mit dem Thema beschäftigen.
  • BONUS: Ich verstehe meine UX-Kollegen in der Agentur ein wenig mehr.

 

Gibt es Themen, die dich interessieren und sich außerhalb deines Erfahrungsbereiches befinden? Warum beschäftigst du dich mit diesen Themen? Lass es mich in den Kommentaren wissen.