Social Web: Was steckt dahinter?
Facebook, Twitter, Instagram – all diese sozialen Netzwerke sind Teil des sogenannten Social Webs. Dieses wiederum ist ein Bereich des Web 2.0. Es basiert auf sozialen Strukturen und fokussiert sich auf (digitale) Interaktion.
Das Social Web erleichtert Menschen mithilfe von webbasierten Anwendungen den Austausch von Informationen und den Aufbau von Beziehungen.
Eines der Ziele des Social Webs ist es, die Interaktion zwischen verschiedenen Menschen – unabhängig von Ort und Zeit – zu ermöglichen. Dabei ist diese Kommunikation nicht auf einen Dialog beschränkt. Dafür findet die Konversation auf einer bestimmten Plattform statt.
Viele von uns gehen davon aus, dass das Social Web nur soziale Netzwerke umfasst. Doch diese Netzwerke sind – wie gerade beschrieben – nur ein Teilbereich. Was gehört noch zum Social Web? Auch Blogs oder Weblogs sind Bestandteil. Denn auch hier können sich Menschen miteinander (Voraussetzung dafür ist eine Kommentarfunktion) austauschen. Wikis und Social Sharing sind weitere Aspekte des Social Web. Für diesen Beitrag aber weniger relevant.
Chancen und Risiken des Social Web
Klar, dass die Nutzung auch Chancen und Risiken birgt. Du kannst das, was du tust oder wofür du stehst, bekannter machen – dein Image entwickeln oder verbessern. Mithilfe sozialer Netzwerke kannst du Kontakte knüpfen und pflegen.
Wer sich im Social Web bewegt, muss sich im Klaren sein, dass es möglich ist, die Kontrolle über eine Konversation zu verlieren. Diese kann sich in eine andere Bewegung entwickeln als erwartet oder Zielgruppen, die man zuvor nicht involviert hat, können das Gespräch für sich beanspruchen. Die genannten Geschehnisse lassen sich nicht vorhersehen oder vorausplanen. Wenn du Menschen im Social Web zum Austausch aufforderst, musst dir klar sein, dass du in diesem ungeschützten Raum verwundbar bist. Mit dem richtigen Plan und einer guten Strategie kannst du dich aber auf diese Dinge vorbereiten.
Zu viele Risiken für Introvertierte?
Die kurze Antwort: Trotz dieser Aspekte bin ich der Überzeugung, dass es sich auch als introvertierter Menschen lohnen kann, im Social Web zu kommunizieren. Denn auch im realen Raum müssen wir bei Begegnungen mit anderen Menschen mit Kritik, Feedback oder komplett anderen Meinungen zurechtkommen. Warum also auch nicht im virtuellen Umfeld? 🙂
Weitere Gründe, warum sich die Kommunikation im Social Web für dich als introvertierter Mensch lohnen kann, zeige ich dir in den folgenden Punkten.
Wie dir Social Media helfen kann deine Stimme zu finden
Vielleicht liegt es auch daran, dass der Großteil introvertierter Menschen gerne auf Smalltalk verzichtet. Du bevorzugst wahrscheinlich bedeutungsvolle Gespräche, die in die Tiefe gehen. In diesen Fällen hast du oft Kontrolle über das Thema und fühlst dich sicher mit dem Austausch. Beim Smalltalk ist da oft nicht der Fall. Im Social Web gibt es auch viel Smalltalk. Hier kannst du dich aber zurückziehen und bewusst auf ein oberflächliches Gespräch verzichten.
Ein weiterer Vorteil von Kommunikation via soziale Netzwerke: du kannst dich auf unterschiedlichste Art und Weise ausdrücken. Bilder, Gifs, Text, Video – es gibt viel Raum für Kreativität und außergewöhnliche Ideen. Wenn du Reaktionen für deine kreativen Posts erhältst, kannst du entscheiden, ob du sofort antwortest oder erst zu einem späteren Zeitpunkt, um deine Energien besser einzuteilen. Smalltalk im Social Web ist für introvertierte Menschen weniger anstrengend, weil du dich bewusst entscheiden kannst, ob du teilnehmen möchtest oder nicht.
Kommunikation ohne Megafon
Du hast die Wahl, wie, wo und wann du über Dinge sprichst, die dir auf dem Herzen liegen. Gleichzeitig baust du durch das Teilen von Gedanken und Interessen Beziehungen auf. Mit der Zeit fühlen sich bestimmte Bereiche im Social Web gemeinschaftlich(er) an – vor allem dann, wenn du Gleichgesinnten immer wieder begegnest. Wenn die eine oder andere Blase oder Zielgruppe für dich erschlossen hast, brauchst du als introvertierter Mensch kein „Megafon“ (du musst nicht laut „Hier!“ schreien) damit sich andere Menschen mit dir austauschen.
Ich habe relativ „spät“ mit Social Media angefangen – ein Early Adopter war und werde ich wohl nie werden ;-). Dafür habe ich relativ schnell zu meiner Stimme gefunden. Twitter ermöglichte es mir sehr schnell, Anschluss zu finden und Kontakte zu Menschen mit ähnlichen Interessen zu knüpfen. Eine Wohltat für mein Dasein als Introvertierte. Denn plötzlich war ich nicht mehr „alleine“. Ein weiterer Grund übrigens dafür, warum heute das beruflich / freiberuflich tue, was ich tue. Das Social Web hat es mir möglich gemacht, weitere Aspekte von mir zu entdecken, an die ich vorher nie gedacht habe.
Soziale Netzwerke könne ein Türöffner für viele Dinge sein – wenn du das willst. Du musst nur wissen, wo du anfängst.
Wie du Social Media zum Netzwerken nutzen kannst
Du brauchst also einen „Ort“, an dem du dich ggf. zurückziehen, dir aussuchen kannst, ob du dich an einem Gespräch beteiligen willst oder nicht, und gezielt mit Menschen in Kontakt treten kannst. Das Social Web ist ein Teil von dieser Lösung.
Greg Roche hat bei Introvert, dear eine hilfreiche Methode vorgestellt, mit der du auch im virtuellen Raum gezielt netzwerken kannst. Diese umfasst die folgenden fünf Schritte:
- Suche Kontakte zu Personen, die du bereits kennst: Wenn du den einen oder anderen Job hinter dich gebracht hast, aus verschiedenen Vereinen aus- und eingetreten bist oder andere gemeinschaftliche Aktivitäten begonnen oder beenden kannst, verfügst du vielleicht über den einen oder anderen Kontakt, mit dem du länger nicht gesprochen hast. Der Vorteil an diesen Personen ist, dass du sie bereits kennst, Anknüpfungspunkte hast und mit ihnen leichter ins Gespräch kommen kannst.
- Ansprache via Social Web und Unterhaltungen in anderen Bereichen weiterführen: Soziale Netzwerke eignen sich sehr gut, um den Erstkontakt zu wagen. Für längere Gespräche gibt es zu viele Faktoren, die ablenken und die Konversation stören. Sprich die Person, via E-Mail, privater Nachricht oder einer anderen Methode an. Warte, bis du eine Antwort erhältst. Wenn du die Möglichkeit hast, einen Austausch zu vertiefen, solltest du nach anderen (ruhigeren) Möglichkeiten suchen, um dich weiter zu unterhalten. Das könnte der klassische Telefonanruf sein. Video-Calls via Zoom, Skype oder einem anderen Video-Tool wäre aber auch denkbar. In diesem virtuellen Raum kannst du dich in Ruhe mit deinem Kontakt unterhalten – bleibst aber auf virtuellem Abstand.
- Höre deinem Gegenüber zu: Das Wertvollste, was du deinem Gesprächspartner schenken kannst, ist deine Aufmerksamkeit und dein Zuhören. Aber worüber sollte man sprechen? Lass die Person von sich selbst erzählen. Was tut sich im beruflichen und privaten Leben? Was beschäftigt deinen Kontakt gerade sehr? Höre deinem Gegenüber zu, denn so findest du auf einfachste Art und Weise heraus, was die Person bewegt und ob diese unter Umständen Unterstützung – oder eine andere Form der Hilfe – benötigt. Wenn es dir möglich ist, der Person zu helfen, dann tu es. Das erleichtert dir später weitere Anknüpfungspunkte und das Bitten um Hilfe, falls du einmal Unterstützung brauchst. Helfe aber auch, wenn du auch wirklich helfen willst. Helfen, nur um weiterzukommen, durchschauen die meisten Menschen sehr schnell.
- Um Hilfe oder einen Gefallen bitten: Komplexere oder schwierigere Probleme sollte man nur Menschen anvertrauen, mit denen man eng befreundet ist und länger kennt. Neue Kontakte überforderst du mit solchen Anliegen – und diese Formen der Beziehungen sind für solche Anlässe meisten nicht gedacht. Suche dir ein Anliegen, dass du vielleicht nicht alleine, dass sich aber relativ leicht gemeinsam lösen lässt. Du möchtest jemanden neues kennenlernen? Bitte einen Kontakt dich vorzustellen. Du interessierst dich für ein bestimmtes Unternehmen? Frage einen Bekannten, ob er dich mit einem Mitarbeiter vernetzen kann.
- Wiederhole den Vorgang immer wieder: Einerseits baust du so eine Routine auf und netzwerken fällt dir dadurch leichter. Andererseits bleibst du am Ball und lernst so vielleicht regelmäßig neue Menschen kennen.
Diese Schritte kannst du für deine Kommunikationsarbeit einsetzen – beispielsweise für das Kennenlernen von potenziellen Kunden. Wie du siehst, ist es auch möglich, Kontakte zu knüpfen ohne das Megafon auszupacken und die Aufmerksamkeit des ganzen Social Webs auf sich zu ziehen. 😉
In 5 Schritten zur Social-Media-Strategie
Das oberste Ziel deiner Social-Media-Strategie kann es auch nicht sein, ausschließlich Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen. Du willst Social Media für dich nutzen, weil es alle derzeit tun? Auch diesen Ansatz solltest du besser nicht wählen.
Unter Umständen eignet sich das Social Web für deine Vorhaben gar nicht. Vielmehr geht es darum, Beziehungen aufzubauen und Kontakte zu pflegen. Alle deine Aktivitäten und Vorhaben sollten also langfristig angelegt sein. Erfolge kannst du im Social Web erzielen, wenn du immer wieder Formate ausprobierst, testest, optimierst und weiter experimentierst.
Wenn du eine umfangreiche Anleitung für die Erstellung einer Social-Media-Strategie suchst, dann schau mal bei Seokratie vorbei:
In 7 Schritten zu einer erfolgreichen Social-Media-Strategie.
Schritt 1: Ermittle den Status Quo
- Wie sieht es in Sachen Social Media bei dir aus? Hast du bereits den einen oder anderen Kanal? Willst du diese Kanäle weiter nutzen?
- Schau dir nochmal deine bisherige Kommunikationsstrategie an. Wie könnten Aktivitäten im Social Web diese Strategie unterstützen?
- Vielleicht kennst du die eine oder andere Person, die sich für ähnliche Themen interessiert. Schau dir an, wie diese im Social Web kommuniziert und überlege, was du besser machen könntest.
- Deine Zeit und Energie ist begrenzt. Darum überlege, ob du Social-Media-Aktivitäten in deine Kommunikationsstrategie einbinden willst oder nicht.
Schritt 2: Mit welcher Zielgruppe trittst du in den Dialog?
- Mit welchem Teil deiner Zielgruppe wirst du auf dem einen oder anderen Kanal zu tu haben?
- Gibt es Teile deiner Zielgruppen, die du bisher noch nicht erreichen konntest? Vielleicht lassen sich diese Menschen via Social Media kontaktieren?
- Umso mehr du über den Teil dieser Gruppe weißt, mit der du im Social Web kommunizierst, umso besser.
- Weißt du wie sie Social Media für sich nutzt? Auch hier gibt es große Unterschiede. Der Großteil der Social-Media-Nutzer schauen gerne zu und konsumieren gerne Inhalte. Ein weiterer – nicht unerheblicher – Teil pflegt seine Social-Media-Profile und schaut sich auch die Profile anderer Nutzer an. Dann gibt es die Inaktiven, die nichts tun. Ein Drittel der Social-Media-Nutzer sind Kritiker, sehr aktiv im Social Web unterwegs und hinterlassen viele Kommentare. Ein weiteres Drittel postet ab und zu ein Statusupdate, um ein Lebenszeichen zu geben –verzichtet aber auf sonstige Aktivitäten. Zwanzig Prozent kannst du als Kreative bezeichnen. Sie erstellen – meistens – die Inhalte, die von denen anderen Gruppen konsumiert werden. Die Sammler – die weitere zwanzig Prozent ausmachen – kuratieren Inhalte, lesen viele Newsletter und RSS-Feeds.
Schritt 3: Lege deine Ziele für das Social Web fest
Ziele, die du mit Social Media erreichen kannst, sind:
- Bekanntheit. Schaffe Inhalte rund um deine Person oder Marke, die deine Zielgruppe überall und jederzeit leicht wieder erkennen kann.
- Lege fest, wie viele neue Kontakte du erzielen willst. Das kannst du nicht nur mit einer Website – das ist auch mit deinem Social-Media-Profil oder einem Blog möglich.
- Auch Kommunikation selbst kann ein Ziel sein. Trete mit deiner Zielgruppe in Kontakt, tausche dich mit ihr aus und lerne sie näher kennen. Aus solch gut gepflegten Beziehungen können sich viele neue Dinge ergeben.
Wie du passende Ziel ermittelst habe ich dir bereits im Kommunikationsstrategie-Beitrag gezeigt.
Schritt 4: Lege deine Social-Media-Inhalte fest
- Welche Inhalte gibt es? Welche willst du für deine Aktivitäten nutzen? Achte bei der Recherche darauf, dass jeder Social-Media-Kanal seine Eigenarten hat.
- Zu welchem Zeitpunkt ist deine Zielgruppe am aktivsten? Wenn du das herausgefunden hast, weißt du, wann du deine Inhalte regelmäßig veröffentlichen solltest.
Schritt 5: Setze deine Strategie um und optimiere sie bei Bedarf
In Teil II der Reihe habe ich dir bereits erklärt, wie wichtig die Erfolgsmessung ist. Nur so findest du heraus, ob du auch die von dir festgelegten Ziele erreichst. Mit regelmäßigen Analysen und Messungen stellst du fest, ob du Fortschritte in die richtige Richtung machst.
Ist das Social Web für Introvertierte ungeeignet?
Möglichst viele Menschen erreichen? Hohe Zahlen an Follower haben? All das sind Ziele, die in Sachen Social Media nur noch wenige Menschen interessieren. Für introvertierte Menschen haben diese Ziele eigentlich noch nie eine Rolle gespielt. Es würde einfach zu viel Kraft und Energie benötigen, um das umzusetzen. Zeit für andere Dinge hättest du dann wahrscheinlich auch nicht mehr. 😉
Das Social Web ist für Introvertierte ungeeignet? Auch hierzu kann ich mit einem deutlichen „Nein!“ antworten. Wenn du eine Social-Media-Strategie hast und mit nicht zu vielen Social-Media-Profilen durchstartest, wirst du auch als leiserer Mensch, deine Ziele erreichen können. Es müssen eben nur bodenständige Ziele sein. 😉
Du wirst sicherlich festgestellt haben, dass sich Social-Media- und Kommunikationsstrategie in vielen Punkten ähnlich sind. Doch, was die Ziele, Zielgruppen und Inhalte angeht, musst du dich an dieser Stelle noch einmal die Ärmel hochkrempeln und diverse Teilaspekte neu entwickeln. Wenn die Nutzung des Social Web für deine Kommunikationsstrategie unabdingbar oder ein wesentlicher Bestandteil sind, wirst du leider nicht darum herumkommen, diese auch auszuarbeiten.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass die Kommunikation im Social Web sehr viel Spaß machen kann. Suche gezielt nach Gesprächen, halte dich von Energievampiren fern und habe keine Angst davor, deine Kreativität für dich sprechen zu lassen – egal, ob es sich dabei um Text, Audio, Video oder Bild handelt.
Das macht den Erfolg guter Kommunikation auch aus, dass man Spaß an dem hat, was man tut und macht.
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