Entdecke im Gastbeitrag von Alexandra Frey, wie du mit barrierefreiem Design mehr Menschen erreichst – inklusiv und stark in visueller Kommunikation.

Stell dir vor, deine Website ist ein visuelles Meisterwerk: Farben, die harmonieren, Sketchnotes, die deine Botschaft auf den Punkt bringen, und Texte, die direkt ins Herz deiner Zielgruppe treffen. Doch dann kommt die bittere Erkenntnis: Ein Teil deiner Lesenden kann deine Inhalte nicht erfassen, weil deine Website nicht barrierefrei ist.

Das wäre nicht nur schade, sondern auch vermeidbar. Barrierefreiheit ist kein Kreativitätskiller – sie ist ein Upgrade für deine digitale Kommunikation. Lass uns gemeinsam schauen, wie du mit ein paar gezielten Anpassungen mehr Menschen erreichst und dabei sogar deine Content-Qualität steigerst.

Alexandra Frey

Alexandra Frey

TWIN CUBES GmbH

Alexandra Frey steht für digitale Barrierefreiheit mit Herz und Verstand. Sie ist zertifizierte Expertin mit dem Certified Professional in Accessibility Core Competencies (CPACC) der International Association of Accessibility Professionals (IAAP). Ihr Fokus liegt auf inklusivem Design und praxisnahen Lösungen, die echte Teilhabe ermöglichen. Diese Haltung prägt auch ihre tägliche Arbeit bei der TWIN CUBES GmbH.

Warum Barrierefreiheit für visuelle Content Creator ein Gamechanger ist

Barrierefreiheit ist kein „Nice to have“, sondern ein strategischer Hebel. Rund 15 % der Weltbevölkerung lebt mit einer Form von Behinderung. Das sind Millionen potenzieller Nutzender, die deine Inhalte lieben würden, wenn sie sie erfassen könnten.

Ob Sehbehinderung, Dyslexie oder motorische Einschränkungen: Barrierefreiheit bedeutet, dass deine Texte, Sketchnotes und visuellen Inhalte für alle zugänglich sind. Es ist wie ein unsichtbarer Schlüssel, der deine Kommunikation für eine größere Zielgruppe öffnet – und das ganz ohne Stilbruch.

Typografie: Die unterschätzte UX-Komponente

Verspielte Fonts sind charmant, aber oft ein No-Go für Menschen mit Dyslexie. Sans-Serif-Schriften wie Lexend, Arial oder Verdana sind klar, lesbar und barrierearm.

Achte darauf, dass Zeichen wie „I“, „l“ und „1“ unterscheidbar sind, und verzichte auf Kursivschrift, die für viele schwer zu erfassen ist.

👉 Pro-Tipp für visuelle Kommunikator:innen:
Lesbar durch Design: Die 11 besten Schriftarten für Dyslexie
https://www.designyourway.net/de/schriftarten-fuer-legasthenie/

Empfohlene barrierearme Schriftarten:
• OpenDyslexic
• Arial
• Verdana
• Tahoma
• Century Gothic
• Calibri
• Helvetica
• Trebuchet MS
• Open Sans
• Comic Sans
• Courier

Beispielgrafik zum Thema Typografie zeigt den Unterschied zwischen einer schwer lesbaren Schrift (Pacifico, kursiv und verschnörkelt) und einer gut lesbaren Schrift (Lexend, klar und gerade).

Überschriften: Struktur trifft Storytelling

Überschriften sind wie Content-Navigation mit GPS. Nutze HTML-Tags von <h1> bis <h6>, um eine klare Hierarchie zu schaffen.

Und: Sag, was Sache ist. „Kapitel 2“ ist kryptisch – „Tipps für barrierefreie Gestaltung“ ist konkret und verständlich.

🎯 Content-Marketing-Hack:
Fragen als Überschrift funktionieren nur, wenn sie Spannung erzeugen.
Besser: „Merkmale einer guten Überschrift“
statt: „Wie sieht eine gute Überschrift aus?“.

Diagramm zeigt eine hierarchische Struktur der HTML-Überschriften von H1 bis H6 am Beispiel eines barrierefreien Webdesign-Themas.

​Textabsätze: Klarheit schlägt Komplexität

Lange Textblöcke sind Conversion-Killer und für Menschen mit kognitiven Einschränkungen eine echte Hürde. Halte Absätze kurz (3–5 Sätze), vermeide Schachtelsätze und sorge für ausreichend Zeilenabstand – idealerweise mindestens das 1,5-Fache der Schriftgröße.

🧩 Sketchnote-Tipp:
Visualisiere komplexe Inhalte lieber als Bild oder Flowchart.
Das hilft nicht nur beim Verstehen, sondern auch beim Erinnern.

Grafik vergleicht gut strukturierte und schlecht lesbare Textabsätze anhand von Beispieltexten.

Listen: Struktur mit Stil

Listen sind UX-Gold. Ob geordnet oder ungeordnet – sie machen Inhalte lesbar und erfassbar. Aber bitte: keine improvisierten Listen mit Bindestrichen oder Sternchen. Screenreader lieben klare HTML-Strukturen.

📌 Kommunikationspraxis:
Nutze Listen für Checkpoints, To-dos oder Key Facts und halte die Hierarchie logisch und konsistent.

Links: Kontext schlägt Klick

„Hier klicken“ ist wie „Da hinten irgendwo“. Ergo: nicht hilfreich. Aussagekräftige Linktexte wie „Jetzt Barrierefreiheits-Check starten“ oder „Leitfaden für visuelle Kommunikation lesen“ sind klar, charmant und SEO-freundlich.

🔍 Icon-Tipp:
Wenn du Icons nutzt (z. B. eine Lupe für die Suche), vergiss den Alternativtext nicht – sonst bleibt die Funktion für Screenreader-Nutzende unsichtbar.

Buttons: UX trifft Inklusion

Buttons sind wie Call-to-Actions mit Handschlagqualität. Sie sollten klar beschriftet sein („Formular absenden“ statt „Klicken Sie hier“) und groß genug – mindestens 48 × 48 Pixel –, damit auch Menschen mit motorischen Einschränkungen sie nutzen können.

🖱️ Design-Hack:
Teste Buttons mit dem „Fat-Finger“-Prinzip: Wenn du sie auf dem Smartphone blind triffst, sind sie barrierefrei.

Tabellen: Klartext statt Layout-Tricks

Tabellen sind super, wenn sie für Daten genutzt werden – nicht fürs Layout. Gib jeder Tabelle einen sprechenden Titel („Leistungen im Vergleich“ statt „Tabelle 1“) und achte auf sinnvolle Spaltenüberschriften.

📊 Content-Tipp:
Nutze Tabellen für Preisvergleiche, Feature-Übersichten oder Zeitpläne – aber immer mit semantischer Struktur.

Bilder & Sketchnotes: Mehr als Eyecandy

Bilder transportieren Emotionen, aber sie brauchen Kontext. Informative Bilder brauchen Alternativtexte, die ihre Aussage beschreiben.
Beispiel: „Sketchnote zeigt fünf Prinzipien barrierefreier Gestaltung mit Icons und Schlagworten.“

🎨 Sketchnote-Hack:
Wenn du visuelle Notizen teilst, ergänze sie mit einer textlichen Zusammenfassung. Das erhöht die Zugänglichkeit und die Reichweite.

Videos: Action für alle

Videos sind Content mit Power – aber nur, wenn sie barrierefrei sind. Untertitel sind Pflicht, Audiodeskriptionen ein Plus. Und bitte: kein Autoplay. Das ist so beliebt wie Pop-ups in den 2000ern.

📽️ Kommunikationspraxis:
Nutze Tools wie YouTube Studio oder Adobe, um Untertitel einfach zu erstellen.

Formulare: Klar, einfach, logisch

Formulare sind oft UX-Endgegner. Mit klaren Labels, verständlichen Fehlermeldungen und logischer Gruppierung werden sie barrierefreier. Pflichtfelder sollten nicht nur farblich, sondern auch mit Symbolen gekennzeichnet sein – zum Beispiel mit einem Sternchen (*). Die Labels sollten zudem programmatisch korrekt mit den Eingabefeldern verknüpft sein.

🧾 PR-Tipp:
Teste deine Formulare mit dem WAVE-Tool oder dem ARC Toolkit. So findest du Barrieren, bevor deine Nutzenden es tun.

Grafik zeigt ein Beispiel für barrierefreie und nicht barrierefreie Formulare im Vergleich, mit klar beschrifteten Feldern und Fehlermeldungen.

Fazit: Barrierefreiheit ist Kreativität mit Haltung

Barrierefreiheit ist kein Kompromiss, sondern ein Qualitätsmerkmal. Sie zeigt, dass du deine Zielgruppe ernst nimmst und visuelle Kommunikation nicht nur schön, sondern auch wirksam gestalten willst.

Mit ein paar gezielten Anpassungen machst du deine Inhalte inklusiver, professioneller und zukunftsfähiger. Und das Beste: Du bleibst dabei ganz du selbst – kreativ, visuell und kommunikativ.