Hinter dem zweiundzwanzigsten Türchen verbirgt sich Antje Tomfohrde. Sie erklärt dir, warum es wichtig ist, auch an den eigenen Herzensthemen zu arbeiten.
Über die heutige Inputgeberin
Antje Tomfohrde
Bloggerin
Ich bin Antje Tomfohrde, 52 Jahre alt und beschäftige mich mit Kommunikation, Social Media, Sprache(n), Marketing und Employer Branding und lebenslangem Lernen. Themen wie Change, Digitalisierung und neue Entwicklungen in der Arbeitswelt finde ich mehr als spannend, deshalb unterstütze ich Formate wie das #TwitterTeamNRW. Eine meiner privaten Leidenschaften ist das Lesen und Bücherstapeln, deshalb blogge ich seit kurzem unter das Buchzuhause.
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Über die Wichtigkeit von Herzensthemen
Wie hat sich deine Arbeitsweise in diesem Jahr verändert?
Wie bei vermutlich sehr vielen Menschen, die im Büro arbeiten, bin ich unter die Jogginghose Arbeitenden gegangen, d.h. Home Office. Für mich keine unangenehme Form des Arbeitens. Ich schätze sehr den Kontakt zu Kolleg:innen in einem Unternehmen vor Ort, mochte es aber von jeher auch, die Möglichkeit zu haben, auch zuhause arbeiten zu können, gerade wenn ich einen Kreativschub abends habe, nicht erst bis zum nächsten Arbeitstag warten zu müssen.
Es ist natürlich alles noch viel digitaler geworden und ich habe in diesem Jahr viele neue Tools ausprobiert und kennengelernt. Alles in allem bin ich zwar mehr zuhause, habe dadurch aber auch eindeutig mehr Zeit für die Familie und weniger Zeit im Stau verbracht. In einem Team mit guter Kommunikation und dem Willen auch etwas Neues auszuprobieren, funktioniert das auch gut.
Wenn es ein Team ist, was sich schwer mit Veränderungen tut, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Ein Stichwort sind für mich hier schwarze Bildschirme in Videokonferenzen oder das komplette Ablehnen virtueller Kaffeepausen, da dies ja kein persönliches Gespräch ersetzen kann. So etwas kann in der momentanen Situation zu Schwierigkeiten führen.
Hast du spürbare Veränderungen in deiner Branche gesehen – gute oder schlechte? Kannst du zwei bis drei Änderungen nennen?
Eine deutliche Veränderung hat sich bei Veranstaltungen ergeben. Messen fielen aus, andere Events auch. Mir ist aufgefallen, dass im Social Media und Marketing Bereich sehr flexibel darauf reagiert wurde, Barcamps fanden dann eben digital statt. Ein gutes Beispiel ist für mich das Blog4Business, es fand dann eben digital statt und war richtig gut.
Wichtig ist, dass der Maßstab nicht ein offline Barcamp sein darf, sondern das online Barcamp als eine neue Form gesehen wird. Auch bei meiner nebenberuflichen Tätigkeit in der Erwachsenenbildung ging die Umstellung von Präsenz- auf Digitalveranstaltung sehr zügig, momentan, was aber vermutlich auch daran liegt, dass es im Social-Media-Bereich doch eine große Digitalaffinität gibt. In anderen Bereichen der Erwachsenenbildung ging es nicht ganz so schnell.
Negativ ist mir allgemein aufgefallen, dass viele Unternehmen sofort nach der ersten Welle wieder auf komplett offline umgestellt hatten und sich jetzt wieder schwer tun mit der Umstellung. Die Stornierung von Aufträgen war und ist natürlich ein Phänomen, das sich durch alle Branchen gezogen hat und immer noch schwierig ist.
Wie hast du dieses Jahr – trotz des Chaos – Inspiration, Kreativität und/oder Produktivität –wieder– finden können? Hast du zwei bis drei Tipps, die du vielleicht teilen möchtest?
Für mich war das Jahr beruflich durchaus interessant, sprich ich habe einiges an Positivem, aber auch an Negativem erlebt und es hat mir wohl noch mehr graue Haare eingebracht. Der Verlust meines Jobs hat mich auf der einen Seite nicht besonders glücklich gemacht, aber es hat mir auch noch einmal die Chance gegeben über einiges nachzudenken. Gut war eindeutig, dass ich in meiner nebenberuflichen Tätigkeit so viel machen konnte und dass mir die Arbeit als e-Tutorin wirklich richtig viel Freude bereitet. Ich begleite die Kursteilnehmer von Anfang an bis zur Prüfung und sehe, wie sie von Woche zu Woche mehr verstehen. Allerdings freue ich mich auch wieder darauf, hoffentlich im nächsten Jahr wieder einmal als Dozentin in Präsenz zu arbeiten.
Eine für mich ganz wichtige Sache war und ist es immer noch, dass ich mich auf neue Dinge einlasse und nicht darauf bestehe, dass alles so sein muss, wie es immer war. Das ist auch ein Tipp, den ich jedem mitgeben kann. Erst einmal etwas ausprobieren, bevor ich sage, dass es nicht funktioniert. Wenn eine Veranstaltung nicht wie geplant ablaufen kann, nach einer Alternative suchen und etwas ausprobieren und zur Not improvisieren. Ich habe mir immer ein Projekt gesucht, an dem ich arbeiten konnte und meine Kenntnisse einsetzen konnte. So war ich wirklich froh, dass ich in meiner Arbeitslosigkeit mit Mareike Lüken zusammen den Transformations-Talk des #TwitterTeamNRW vorbereiten konnte. Bei diesem Projekt konnte ich viel von meinem Fachwissen einbringen und hatte noch wahnsinnig Spaß dabei, mit einer so tollen Partnerin das Projekt vorzubereiten.
Das ist ein zweiter Tipp. Ein Projekt suchen, bei dem die eigenen Fähigkeiten gebraucht werden und an einer Sache arbeiten. Und zwar so an dem Projekt arbeiten, wie ich es auch im Job gemacht hätte. Mit einem Redaktionsplan und mit einem Konzept. Zwischendurch wird an dem Konzept gearbeitet und dank Corona auch geändert, aber es wird durchgezogen. So bleibt man im Job und kann seine Kenntnisse gut einsetzen. Nach dem Event habe ich mit einem ganz persönlichen Projekt gestartet. Ich habe mir einen Herzenswunsch erfüllt und mein eigenes Buchblog gestartet. Das wollte ich schon sehr lange, jetzt hatte ich die Möglichkeit dazu. Hier bin ich auch genauso dran gegangen wie bei einem beruflichen Thema. Ich habe mir überlegt was, wann, wo, wie und warum und dann eine Strategie erarbeitet. Schließlich ist es auch wichtig, dass ich das, was ich anderen erzähle, dann auch selbst umsetze. Da es ein Herzensthema von mir ist, bin ich natürlich zu 120 % motiviert und knie mich dementsprechend in die Sache hinein.
Mein Fazit
Lass dich auf Neues ein, sei offen, improvisiere auch mal und konzentriere dich auf ein Herzensthema und ziehe es dann auch professionell durch. Ein weiterer Tipp ist, dass eine Sache besser funktioniert, wenn sie in kleine Aufgaben unterteilt wird. Also, um beim Thema zu bleiben, nicht nur eine komplette Social-Media-Strategie zu entwickeln, sondern für jedes kleine Event eine eigene Strategie, die ganz gezielt darauf zugeschnitten ist. Detailverliebtheit zahlt sich aus.
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