Content Strategie, Content Marketing, Kommunikationscontrolling, Ephemeral Content und mehr. Klingt spannend, darüber würdest du auch diskutieren? Dann wäre das Content Strategy Camp 2017 – kurz #cosca17 – genau die richtige Veranstaltung für dich gewesen. In meinem Rückblick fasse ich meine Highlights zusammen und mache (hoffentlich) Lust auf das #cosca18.
Was ist das Content Strategy Camp aka #cosca?
Seit 2013 wird das Content Strategy Camp (#cosca) auf dem Mediencampus Dieburg abgehalten. Genau zur richtigen Zeit, denn Content Strategie und Content Marketing sind in den vergangenen Jahren feste Bestandteile von (Unternehmens-)Kommunikation und Marketing geworden. Während sich Agenturen als Content-Spezialisten positionieren, investieren Verlage in den Aufbau eigener Content Marketing-Ableger, Unternehmen wie die Telekom gründen eigene inhouse Agenturen (the digitale) oder einen Newsroom als Content Factory.
Aufgrund dieser vielen Veränderungen in der Marketing- und Kommunikationslandschaft wird eine Plattform benötigt, auf der sich Content-Strategen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz miteinander austauschen können. Das Content Strategy Camp ist mittlerweile zu genau dieser Plattform der Content-Community geworden.
Auch das #cosca17 fand, wie in den letzten Jahren, auf dem Mediencampus der Hochschule Darmstadt in Dieburg statt. Inhaltlich dreht sich die Veranstaltung um neueste Entwicklungen, Content Strategien, Content Marketing, Unternehmenskommunikation, Webdesign, User Experience und viele weitere Themen.
Da viele Sessions parallel liefen, habe ich hier eine Auswahl an unterschiedlichen Vorträgen und Diskussionsrunden – nicht chronologisch – gesammelt. Am Ende dieses Beitrags verweise ich auf weitere Zusammenfassungen und Rückblicke einiger geschätzter KollegenInnen.
Kommunikationssteuerung und -controlling für KMU
Im Vordergrund der Session stand die Frage, wie Kommunikationssteuerung und -controlling für KMU funktionieren kann. Steuerung und Controlling sind recht komplex – weshalb sie auch gerne ignoriert werden – aber unverzichtbar in der alltäglichen Content-Arbeit.
Beide Aspekte sind wichtig, um die eigenen Kommunikations- und/oder Marketingziele im Hinblick auf die übergeordneten Unternehmensziele nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Diskussion in der Session von Stefan Evertz war lebhaft. Folgende Aspekte wurden im Rahmen der Gespräche ausgearbeitet:
- In vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen steht der Vertrieb an erster Stelle. Um die Steuerung und das Controlling von Kommunikation zu ermöglichen, muss der Vertrieb eingebunden und von den Vorteilen überzeugt werden. Dies kann nur geschehen, wenn das Unternehmen die Kommunikationsabteilung stärkt und unterstützt.
- Eine zielorientierte Kommunikation kann nur dann funktionieren, wenn alle Unternehmensbereiche zusammenarbeiten. Bestehende Machtverhältnisse müssen identifiziert und ganz im Sinne der herrschenden digitalen Transformation Schritt für Schritt verändert werden.
- Ohne engagierte Mitarbeiter ist Kommunikationssteuerung und -controlling nicht möglich. Vom Unternehmen aufgestellte Regeln und Guidelines können nicht funktionieren, wenn sie von den Mitarbeitern ignoriert werden.
Grundsätzlich empfiehlt Stefan Evertz den Einsatz von kostenpflichtigen Tools nur dann, wenn man mit ihnen auch tatsächlich professionell arbeiten will.
Lesenswerte Artikel zum Thema Kommunikationssteuerung und -controlling:
- Leitfaden „Erfolgsmessung in Social Media“ vom BVDW
- „Analysiere das Web“ von Stefan Evertz, Erscheinungsdatum: Oktober 2017
- „Kommunikations-Controlling: Kommunikation & Marketing systematisch steuern und Erfolg nachweisen“ von Stefanie Weigl, consense
- „Kommunikationscontrolling und Evaluation: Das Ying und Yang der PR?“ von Jeanne Wellnitz, pressesprecher.com
Zukunft der Kommunikation: UMDENKEN
Sowohl Maël Roth als auch Stephan Tiersch hatten sich vor kurzem Gedanken zum Thema „Zukunft der Kommunikation“ gemacht. Kein Wunder also, dass sie ihre Gedanken in einem sehr interessanten Impulsvortrag erneut vorstellten und diskutierten.
Quelle: Braucht man in Zukunft noch eine Trennung von Marketing und Unternehmenskommunikation? von Stephan Tiersch, Veröffentlicht am 12.05.2017
Für Stephan Tiersch ist die Zusammenführung von Unternehmenskommunikation und Marketing eine logische Konsequenz aufgrund aktueller Entwicklung in der Branche: Beide Disziplinen konzentrieren sich immer mehr auf den Aspekt der Nutzerorientierung. Die Digitalisierung sorgt dafür, dass Methoden der Unternehmenskommunikation wie Storytelling, redaktionelle Aufbereitung, Leserorientierung dem eigenen Marken- und Mediawissen vom Marketing einverleibt werden.
Es entsteht eine vereinte Kommunikationszentrale, die an mehr Effizienz durch das kombinierte Methodenwissen und mehr Effektivität durch die Beseitigung der abteilungsspezifischen Denksilos gewinnt. Content sollte laut Stephan Tiersch anders wahrgenommen werden: Als „Substanz der Kommunikation“ als Wert innerhalb des Unternehmens.

#cosca17 Zitat von Stephan Tiersch vom Freitag, den 23.06.2017.
Maël Roth ist der Meinung, dass das jetzige Verständnis von Content neu betrachten muss. Auch für ihn steht die Nutzerorientierung im Vordergrund: Ein genaues und empathisches Verständnis für die Interessen des Konsumenten muss weite Kreise bis hin zur Produktentwicklung ziehen.
Content Marketing ist für Maël Roth ein Anstoß, der dafür sorgt, dass Werte und Visionen im Sinne der Nutzerorientierung bis in die höchsten Kreise eines Unternehmens gelangt und so längerfristig die Unternehmenskultur ändert.

#cosca17 Zitat von Maël Roth vom Freitag, den 23.06.2017.
Lesenswerte Artikel zum Thema Zukunft der Kommunikation:
- „Kapert das Marketing in Zukunft die Corporate Communication?“ von Stephan Tiersch, Zielbar.de
- „Content Marketing ist nicht genug für die Herausforderungen und Chancen unserer Zeit (aber ein guter Anfang)“ von Maël Roth, maelroth.com
- „Zukunft des Marketings: Big Data, small Communication“ von Stephan Tiersch, Kresse & Discher
Messenger in der Unternehmenskommunikation
Applikationen, die von Smartphones und in der alltäglichen Kommunikation nicht mehr wegzudenken sind, sind Messaging Apps. Aufgrund der zunehmenden Nutzung dieser Applikationen sind auch Unternehmen mehr oder weniger dazu gezwungen, dort mit ihren Kunden und Interessenten zu kommunizieren. Sowohl Julia Anna Moor als auch Tom Weimar haben sich während ihres Studiums mit diesem Thema beschäftigt. Das Ergebnis ihrer Recherchen: Ein Leitfaden für den Mittelstand, der im Herbst 2017 veröffentlicht wird – und auf den ich besonders gespannt bin.

Durch den „Klick“ auf das Bild gelangt man zum Twitter-Account von schwarzwaldinfo. Quelle: Twitter-Account schwarzwaldinfo, Screenshot: 24. Juni 2017.
Sinnvoll ist für Unternehmen der Einsatz von Messaging Apps besonders dann, wenn sich ihre Zielgruppe und Kunden dort bewegen. Viele unterschiedliche Einsatzfelder sind hierfür denkbar. Es gibt bereits einige Unternehmen, die Messaging Apps für eines der folgenden Bereiche nutzen:
- Marketing: Direkter Austausch mit dem Kunden
- Newsletter und Eilmeldungen: Mit speziellen Newslettern werden Zielgruppen individuell und persönlich angesprochen
- Support: Community-Camp bzw. Kundensupport
- Social Media Recruiting: Mit einer Kampagne gewinnen Unternehmen potenzielle Mitarbeiter
Besonders in diesem privaten Kommunikationsraum gilt für Unternehmen: Inhalte ohne hohe Nutzen und Substanz werden sehr schnell als Spam wahrgenommen. Wie im Newsletter-Marketing muss man auf den Datenschutz achten. Ein Double Opt-in ist demnach ein Muss. Messenger Marketing befindet sich nach wie vor in einer rechtlichen Grauzone [auch, wenn derzeitige rechtliche Vorkommnisse anderes vermuten lassen.] Selbst definierte Regeln in Form von Guidelines könnten eine zusätzliche Option für Unternehmen sein, um eine sichere Kommunikation zu garantieren.
Quelle: Daniel Fiene über WhatsApp im Unternehmen, Session von Daniel Fiene, Kanal: Rouven Kasten, Veröffentlicht am 12.10.2015
Wer eine Kampagne starten oder Messaging Apps als zusätzlichen Kommunikationskanal nutzen will, kommt an einer gründlichen Themenplanung und der Erstellung einer Content Strategie nicht vorbei.
Ein weiterer sinnvoller Einsatzort für Messaging Apps ist die interne Kommunikation innerhalb von Unternehmen. Mitarbeiter können so schnell und einfach miteinander – auch abteilungsübergreifend – kommunizieren. Auch hier gilt, auf die Datenschutzregelungen zu achten: Sobald Tools Daten auf ausländischen Servern speichern, sollte man sich nach einer Alternative umsehen.
Lesenswerte Artikel zum Thema Messenging Apps:
- „Messaging Apps: WhatsApp, Messenger, WeChat, Kik Co. im Vergleich“ von Jan Firsching, Futurbiz – Brandpunkt
- „The Complete Guide to Messaging Apps“ von Tony Messer, Searchengine Journal
- „Messaging Apps: The Wild West of Brand Marketing“ von Christina Michelle Bailey, Lifewire
- „How 5 Brands Are Using Messaging Apps For Marketing“ von Andrew Tate, AdEspresso
- „Instant-Messenger: Social Media Potential für Blogger?“ von Stephanie Kowalski, bloggerabc
- „Instant-Messenger Teil II: WhatsApp Tipps & Tricks für Blogger“ von Stephanie Kowalski, bloggerabc
- „Instant-Messenger Teil III: WhatsApp für Blogger & Unternehmen“ von Stephanie Kowalski, bloggerabc
360-Grad-Videos und Live-Streams
In seinem Vortrag widmete sich Christian Müller den Möglichkeiten von 360-Grad-Videos und Live-Streaming. Schnell macht er seinem Publikum deutlich, dass ein Mainstream-Erfolg für Virtual Reality in nächster Zeit nicht absehbar ist – auch wenn VR mithilfe spezieller Brillen faszinierendes Storytelling ermöglichen kann. Außerdem hat Virtual Reality mit einem Problem zu kämpfen: Während der Nutzer in virtuelle Welten eintaucht, ist er für alle anderen Menschen in der realen Welt ein Hindernis darstellt. Nur mithilfe spezieller Raummöglichkeiten kann man dieses Problem momentan umgehen.
360-Grad-Videos fungieren hingegen als Türöffner. In dieser Art von Video kann sich der Nutzer die Aufzeichnung in alle Richtung anschauen. Interessante Möglichkeiten sowohl für den B2C als auch den B2B Bereich. Folgendes Beispiel erstellte die Agentur Kreative Kommunikationskonzepte in Essen für das Unternehmen EVONIK.
Quelle: Dynasylan®️ SIVO 140 | Evonik, Evonik Industries, Veröffentlicht am 03.04.2017
Trotz der hinzugewonnenen Freiheit, die dem Nutzer mit 360-Grad-Videos ermöglicht wird, gibt es Möglichkeiten dessen Aufmerksamkeit zu führen: Farblich markierte Felder können den Blick auf behutsame Weise steuern. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist ein 360-Grad-Video des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft.
Wer öfter einen Blick bei Facebook auf seinen Newsfeed wirft, wird feststellen, dass Live-Streaming ein weiterer Trend ist, der im Social Media Bereich nicht mehr wegzudenken ist. Mit Facebook Live können Nutzer an einen anderen Ort versetzt werden. Liveschaltungen in Verbindung mit 360-Grad-Videos sind aufgrund ihres hohen Bedarfs an Datenvolumen nicht besonders alltagstauglich. Für Event-Formate haben sie zwar einiges Potenzial, aber Format muss auch zum Inhalt passen – 360 Grad ist also nicht immer die richtige Wahl.
Kurzweilige und spaßige Ergebnisse, die Christian Müller auch gerne für sozial-pr nutzt, können auch für Kommunikationszwecke genutzt werden – oder als Content-Häppchen die Zeit zwischen größeren Content-Formaten überbrücken. Mit entsprechenden Tools und Kamera-Euqipment ermöglichen beispielsweise die Produktion von 360-Grad-Videos auf Instagram.
Lesenswerte Artikel zum Thema 360-Grad-Videos:
- Virtual Reality Marketing: Das Dilemma zwischen Reichweite und Immersion von Daniel Gremli, tinkla
- Designing Live 360 Videos: Right Time, Right Place von Stephanie Engle, FacebookDesign
Thesen zur Definition der Content Strategie
In der Session von Heinz Wittenbrink ging es um die Unterschiede von Content Strategien im Vergleich zu anderen (Content-)Ansätzen.

Durch den „Klick“ auf das Bild gelangt man zum Twitter-Account von Robert Gutounig. Quelle: Twitter-Account von Robert Gutounig, Screenshot: 23. Juni 2017
Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der sieben Thesen, die Heinz Wittenbrink, aufgestellt hat:
- Interaktive, digitale Inhalte
Die Qualität und Wirksamkeit interaktiver, digitaler Inhalte wird mit der Content Strategie sichergestellt. Aus dieser Aufgabe ergeben sich ihre Besonderheiten und die Unterschiede zu anderen Kommunikations- und Design-Disziplinen. - Verbindung von Inhalt, Anwendungslogik und Präsentation
Interaktive, digitale Inhalte sind eine Komponente von Applikationen, die von Fachleuten für Inhalte, Programmierung und Design gemeinsam entwickelt werden. - User Experience steht im Vordergrund
Content ist ein Bestandteil der User Experience. Die Interaktion mit dem User ist die entscheidende Schnittstelle, an die alle Erfolgsbedingungen von Inhalten geknüpft sind. - Geschäftslogik
Heute kann jeder Geschäftsprozess, vom Marketing bis hin zur Finanzierung, an Applikationen ausgelagert werden, in denen Content eine zentrale Funktion hat. Für Content-StrategInnen ergeben sich daraus konkrete Aufgaben in Organisationen und Unternehmen. - Open Web
Die engste Verbindung von Inhalt und Anwendungslogik besteht bei hypermedialem Content. Deshalb spielt das Web als offene, universale Umgebung für hypermedialen Content eine privilegierte Rolle in der Content Strategie. - Service Design
Inhalte spielen eine entscheidende Rolle für die zusammenhängende Erfahrung aller Aspekte eines Service und sind kostenspielige Assets Deshalb sollten Content Strategien applikationsübergreifend angelegt werden. - Digital ≠ digitalisiert
Digitalisierte Inhalte sind nicht dasselbe wie digitale Inhalte. Ausschlaggebend für den Bedarf nach einer Content Strategie ist nicht das Trägermaterial, sondern die Integration der Inhalte in digitale Geschäftsprozesse.
Eine umfassende Version der sieben Thesen zur Definition der Content Strategie von Heinz Wittenbrink findet man auf der folgenden Seite: https://app.simplenote.com/p/CF8zq4

#cosca17 Zitat von Sascha Stoltenow vom Freitag, den 23.06.2017.
Weitere interessante Artikel zum Thema Definition der Content Strategie:
- Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Content Marketing-Strategie und Content Strategie? von Stefan Epler, Lewis
- Wie wichtig ist Content Strategie für das Content Marketing? von Doris Eichmeier, prblogger
- Unterschied zwischen Content-Marketing-Strategie und Content Strategie von Babak Zand, aufgesang
Status quo der Content Strategie in Unternehmen
Content Marketing ist kein Geheimtipp mehr. Längt haben Unternehmen die Bedeutung von hochwertigen Content erkannt. Das sagt zumindest die Theorie. Die Praxis sieht schon ein wenig anders aus.
Doris Eichmeier sprach über die häufigen Widersprüche, denen man in Unternehmen begegnet, die mit Content Marketing und der damit verbundenen Strategie beginnen wollen. Wenn also der Buzz und die Praxis rund um Content zusammenstoßen, entstehen Spannungen und viele Widersprüche.

#cosca17 Zitat von Doris Eichmeier vom Freitag, den 23.06.2017.
Der häufigste Widerspruch: „Wir brauchen dringend besseren Content, aber den produzieren wir wie immer.“ Die Problematik des Status quo: Es fehlt eine gemeinsame Content-Basis. Von Basis kann nicht die rede sein, wenn der Praktikant Videos produziert, ein reiner Werbetexter auf die Website losgelassen wird, die PR öde Überschriften als Blog-Headlines durchsetzt oder Marketer sowie PR-Mitarbeiter als Content-Strategen berufen fühlen, aber nicht dazulernen. Ohne eine gute Basis kann keine Strategie entwickelt werden.
Eine Lösung, die Doris Eichmeier vorschlägt, ist es, die Qualität des vorhandenen Contents zu verbessern. Folgende Aspekte können bei der Verbesserung helfen:
- Perspektive des Lesers einnehmen!
- Nutzen bieten!
- Hochwertige Qualität
- Einzigartiger Content
- Storytelling einführen
- Saubere Recherche und journalisitische Aufbereitung
- Kein Werbesprech
Weitere Widersprüche, die von Doris Eichmeier in der Session genannt wurden:
- „Wir brauchen dringend eine Content Strategie und wir starten mit Knaller-Content-Marketing.“
Content Marketing ist ohne eine Content Strategie nutzlos. Aber: Eine Content Strategie braucht Entwicklungszeit. Das Problem: Chefs wollen sofort und auf die Schnelle Erfolg mit Content Marketing. - „Logisch, nur hochwertiger Content wirkt je mehr davon, desto besser.“
Quantität ist nicht gleich Qualität. Die oben genannte Denke statt noch aus Zeiten der Massenwerbung und des Werbedrucks. Wer solch eine Strategie nach wie vor verfolgt, wird mit Content Marketing keinen Erfolg haben. - „Unser Content muss langfristig wirken, aber wehe, er verkauft nicht sofort.“
Content Marketing muss direkt verkaufen, wenn sein tatsächliches Ziel der Absatz ist. Es gibt aber noch viele weitere Ziele (z.B. Vertrauen und Loyalität, Aufbau einer Stammkundschaft, Besseres Image, Bessere Verkaufsgespräche usw.). - „Wir optimieren die komplette Customer Journey außer die Website.“
Content-Optmierung ist in vielen Bereichen möglich und notwendig. Müssen aber Inhalte oder Kanäle, die zuvor vom Unternehmen selbst angepasst wurden, dringend optimiert werden, stößt man an Grenzen, die ein Unternehmen unter keinen Umständen umgehen will. Ausnahmen tauchen im Alltag von Content-Strategen daher ständig auf. - „Wir brauchen dringend redaktionelle Strukturen irgendwann.“
Eine kontinuierliche Content-Produktion kann nur dann funktionieren, wenn zuvor entsprechende Strukturen geschaffen wurden. Auf einen redaktionellen Prozess zu verzichten oder diesen zu einem späteren Zeitpunkt umzusetzen, ist weder effizient noch effektiv. Denn je besser der vorhandene Workflow ist, desto erfolgreicher ist auch der Content. - „Wir müssen den Kunden in den Mittelpunkt stellen und damit er das merkt, brauchen wir satte Werbepenetration.“
Wie bereits erwähnt ist Massenwerbung heute nicht mehr zeitgemäß. Ein Unternehmen, das zu viel Werbung schaltet, wird von der Zielgruppe schnell ignoriert. Für Doris Eichmeier gibt es keine halbe Kundenzentrierung.
„Mit Content stärken wir unsere Marke, unser Markenkern: Wir sind die Tollsten! Die Besten! Die Innovativsten!“
Was die Unternehmen gerne vergessen: Eine Marke ist mehr als ein Gehilfe für Werbung, Sales & Design! Die Marke formt den Charakter – bzw. das Image – eines Unternehmens, denn:
- Sie spielt im Content-Business eine Schlüsselrolle.
- Sie muss an allen Kontaktpunkten erkennbar sein.
- Sie ist eine nie versiegende Quelle für Themen.
- Ohne klare Marke funktioniert keine Content Strategie und, logisch, auch kein Content Marketing.
Wer sich für weitere Aspekte aus dem Content-Alltag oder die Thematik „Content-Praxis vs Content-Buzz“ interessiert, dem empfehle ich den gemeinsamen CC 2017 Vortrag von Klaus Eck und Doris Eichmeier – herrlich ehrlich 😉 :
Quelle: CC 2017 – Content-Praxis versus „Content Buzz“: 7 Szenarien aus dem Content-Alltag, Acrolinx, Veröffentlicht 01.06.2017
Weitere interessante Artikel zum Thema Content Strategie in Unternehmen:
- Vielen Unternehmen fehlt Strategie für Content Marketing von W&V Redaktion
- Content Strategie: Wenn die Mitarbeiter nicht mehr mitziehen von Dr. Kerstin Hoffmann, PR-Doktor
- Eine Content (Marketing) Strategie erfordert ein Maß an Change Management von Maël Roth
- Content Strategie: Content als Vermögenswert von Babak Zand
- Warum eine Qualitätsstrategie im Content-Wettbewerb eine gute Idee ist von Andreas Quinkert, Zielbar.de
Workshop: Ephemeral Content
Spätestens seit dem Hype rund um Snapchat ist das Thema Ephemeral Content in aller Munde. Aktuell sind zwar Instagram Stories der angesagt Kanal, doch der Trend zu temporären Inhalten hält an. So irritierend es für manche auch sein mag: Kurzlebige Inhalte – nichts anderes bedeutet Ephemeral Content – sind vor allem für jungen Nutzer attraktiv.
In seiner Session zeigte Christian Müller nicht nur live, wie sich Instagram Stories sinnvoll nutzen lassen – er ging vor allem auf Employer Branding, Behind the Scenes und direkte Fan-Ansprache ein – sondern zeigte auch wie durch Orts-Stories und Locations die Reichweite der Stories steigern lässt.
Ein wichtiger Aspekt – laut Christian Müller – ist die Erwartungshaltung der Fans und Kunden, die durch die Nutzung von Ephemeral Content Formaten und Plattformen entstehen kann. Sie erwarten oft kurze Reaktionszeiten, ähnlich wie in Messenger-Kanälen, da auch die Inhalte kurzlebig und die Kommunikation sehr schnell ist.

#cosca17 Zitat von Christian Müller vom Freitag, den 23.06.2017.
Trotz seiner eigenen Begeisterung für Ephemeral Content und den aktuellen Hype darum sagte Christian Müller in der Session jedoch auch klar: Ephemeral Content ist Ergänzung einer soliden Kommunikation. Unternehmen, die Mühe haben, Ihr Corporat Blog, Ihre Facebook Seite oder anderen Kanäle konsequent zu pflegen, sollten Ephemeral Content nicht angehen.
Aktuell sind diese Formate ohnehin nur für jüngere Zielgruppen relevant, auch wenn diese – gerade auf Instagram – nach und nach älter wird. Auch Snapchat schreibt Müller noch nicht ab. Ein abschließender Hinweis in der Session war spannend: Skype hat gerade ein Ephemeral Story Format in seine App integriert, hier heißt es Moment. Christian Müller sieht darin das Potenzial, diese Formate im Businessbereich und bei älteren Zielgruppen zu etablieren. Wenn das gelänge, so Müller, könnte das Ephemeral Formate in allen Altersgruppen und Bereichen hoffähig machen.
Lesenswerte Artikel zum Thema Ephemeral Content:
- Ephemeral Content – The Hottest Topic in Social Media von Crystal DeCnodder, full blast creative
- Narrative and Ephemeral Content, and When to Use Each Type von Jeff Rum, Social Media Today
- Stories, Stories, Stories: Wie und wann sich Ephemeral Content lohnt von Christian Müller, sozial-pr
- Ephemeral Marketing und Snackable Content von Stefan Schütz, pr-stunt
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser?
In seiner Session stellte Kai Heddergott eine Reihe von Thesen auf, die die Notwendigkeit von Transparenz im Content Marketing verdeutlichen. Um diese Transparenz zu ermöglichen braucht, es eine Positionierung mithilfe eines „Unternehmensjournalismus“.
Grundsätzlich ist die Abgrenzung zwischen Journalismus und Content Marketing problematisch: Ähneln Publishing-Tätigkeiten von Unternehmen zunehmend den Formaten, die von Journalisten produziert werden?
In der Tat gibt es immer wieder Diskussionen darüber, wie man diese beiden Arten von Inhalten unterscheiden kann oder ob man das überhaupt soll („Schleichwerbung“). Aber braucht es tatsächlich Regeln? Oder benötigen wir einfach nur Lösungen, um „Schleichwerbung“ zu enttarnen oder gänzlich zu vermeiden?
Kai Heddergott wies darauf hin, dass eine sinnvolle Diskussion über den Journalismus nie eine Diskussion nur über den Journalismus alleine ist. Vielmehr ist es eine der Beziehung zwischen Journalismus und seiner Umwelt. Wo Institutionen an Vertrauen verlieren, verliert auch der Journalismus als institutionelle Praxis an Vertrauen.
Damit kein Missverständnis entsteht, wiederholte Kai Heddergott erneut, dass journalistische Kompetenz unbedingt im Content Marketing gebraucht wird. Denn diese Kompetenz garantiert eine hohe Qualität des jeweiligen Content-Formats, macht erst eine bestimmte Content-Frequenz möglich und macht Content erst richtig interessant.
Folgende Thesen stellte Kai Heddergott zur Diskussion:
- In dem Maße, in dem Unternehmen ihr Content Marketing – gerade mit journalistischen Darstellungsgormen – professionalisieren, ist kompetentes Personal oder Weiterbildung nötig.
- In den Umfang, in dem Unternehmen die am Medienmarkt frei werdenden Journalisten für ihre Projekte engagieren, wird dem gesellschaftlich relevanten Teilsystem Journalismus das Personal entzogen.
- Unternehmen können sich im Sinne einer sozialen Verantwortung damit positionieren, dass sie ihre Content-Marketing-Aktivitäten transparent gestalten und sich nach dem Vorbild einer freiwilligen Selbstkontrolle einem entsprechenden Codex verpflichten.
Weitere Artikel zum Thema Journalismus vs Content Marketing:
- Die Journalismus-Krise ist eine Krise seiner Umwelt von Christoph Kappes, CARTA
- Zehn Dinge, die Verlage von Content Marketern lernen können von Johannes Ceh und Dominik Grau, Horizont.net
- Klaus Eck über Content Marketing vs. Journalismus, W&V
- Content Marketing killt den Journalismus? Nein! von Karsten Lohmeyer, THE DIGITALE GMBH
- Warum Content Marketing oft der bessere Journalismus ist von Matthias Walbroel, Park7 | GmbH
Content Strategie auf höchstem Niveau: #cosca18 lohnt sich
Auch wenn es noch nicht offiziell angekündigt ist: Ich hoffe sehr darauf, dass auch 2018 ein Content Strategy Camp stattfindet. Denn das #cosca18 wird sich genau so lohnen wie das #cosca17, das für mich eines der wichtigsten und besten professionellen Events des Jahres war – und das, obwohl 2017 noch einige Monate hat.
Wer sich professionell und auf höchstem Niveau über Content Strategie, Content Marketing und Kommunikation austauschen will, ist hier genau richtig. Wenn ich einen Wunsch an das #cosca Team habe, dann diesen: Lasst dieses Event bitte jedes Jahr stattfinden und lasst uns die Sessions noch besser dokumentieren. Es lohnt sich.
Weitere lesenswerte Artikel zum #cosca17 und zusätzliches Material diverser Sessions:
- #cosca17 – Interessante Zahlen rund um das Content Strategy Camp von PR-Fundsachen
- Content Strategy Camp 2017: Recap von Jonas Reinartz, Park 7 | GmbH
- SlideShare: Da bin ja ich! Personalisierung: Wem zeige ich wann welche Inhalte? von Ferdinand von Seggern (Durch den „Klick“ auf das Bild gelangt man zur vollständigen SlideShare)
- New Work – Transformation einer Agentur von Tourismuszukunft (Durch den „Klick“ auf das Bild gelangt man zur vollständigen SlideShare)
- #cosca17 Session – Influencer und ihre Communities von Josef M. und Lydia Neumann
- Press Relations war gestern von Uwe Knaus, LinkedIn Pulse
PS: Human 2 Human – persönliche Kommunikation ist unbezahlbar
Zum Schluss dieses Beitrags ein Dankeschön an die #cosca17 Veranstalter: Thomas Pleil, Sascha Stoltenow, Pia Sue Helferich, Lisa Bredenbals, Katja Eisert, Michael Grupe und Fritz Ehlers.
Bekannten Content-Strategen-Gesichtern auch -endlich- im realen Leben begegnet zu sein, ihren Sessions zu besuchen und sich mit ihnen auszutauschen, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Nicht zu vergessen eine Lernkurve zu haben, die mal wieder durch die Decke ging. Das Juni-Wochenende hätte nicht besser sein können. Ich freue mich auf den nächsten Austausch – und wenn dieser erst zur #cosca18 ist. 😉
Im Folgenden eine Reihe von Kollegen, denen ich über das Wochenende begegnet bin und denen man auf Twitter oder anderen digitalen Kanälen folgen sollte – ein Austausch ist mit ihnen auch nie verkehrt 😉 -:
Dennis Meding / @DennisMeding
Seit dem 01. April 2017 arbeitet er bei der Agentur „Des Wahnsinns Fette Beute“ in Attendorn. Dennis kennt sich mit allem aus, was mit Inbound Marketing zu tun hat: Social Media, Content Marketing Kampagnen, E-Mail-Marketing und Marketing Automation. Auf seinem Blog erzählt er aus seinem Agenturalltag.
Juliane Benad / @JulianeBenad
Juliane ist in meinen Augen eine Multitaskerin: Marketingfachfrau, Social Media-Managerin, Bloggerin und noch vieles mehr. Seit 11 Jahren arbeitet sie für einen Frankfurter Fachverlag. Sie ist eine Twitter-Expertin, wie sie im Buche steht – kennt sich aber mit anderen Social-Media-Kanälen genauso gut aus. Beiträge zu diesem Themenfeld findet man auf ihrer Webseite, Digital-Media-Manager oder auf Sidepreneur.
Danke für’s den tollen Rückblick #cosca17 ??
Sehr gerne, Kerstin. 🙂
Hallo Stephanie,
vielen Dank für die prominente Erwähnung!
Wie immer ein toller Beitrag – allein die Bilder sind wieder der Hammer 😉
LG
Stefan
Hallo Stefan,
gute und lesenswerte Artikel werden gerne geteilt. 😉
Danke.
Beste Grüße,
Stephanie
Liebe Stephanie, vielen Dank für den ausführlichen cosca17-Bericht. Es war wirklich wie auch die Jahre zuvor ein ganz wunderbares Event. Viel Inhalt, interessante Teilnehmer.
Vielen Dank auch für die Empfehlung. Freue mich, dich nun endlich auch einmal persönlich kennen gelernt zu haben. Bis demnächst einmal wieder.
Liebe Juliane,
da es so viele interessante Sessions gab, war es leicht einen ausführlichen Text zu schreiben. Obwohl ich gerne alle Sessions besucht hätte. 😉
Sehr gerne. An dir sollte man nicht vorbeikommen, ohne den einen oder anderen deiner Beiträge zum Thema Twitter gelesen zu haben. 🙂
Es freut mich auch sehr, dich kennengelernt zu haben. Bis bald.
Beste Grüße,
Stephanie