Formatentwicklung ist nicht so komplex, wie sie scheinen mag. Und ja, mit einem selbst entwickelten Format kann man sich als Unternehmen oder Marke aus der Content-Flut abheben. Um ein Format zu entwickeln muss man nicht von vorne anfangen. Vorhandene Inhalte sind ein guter Startpunkt.

Trotz alledem produzieren wir am liebsten Inhalte für die Kanäle und Plattformen, in bzw. auf denen sich die eigene Zielgruppe am liebsten tummelt. Das heißt für jeden Kanal einen Inhalt. Doch verliert man im Rahmen seiner übergreifenden Kommunikationsstrategie damit nicht an Einheitlichkeit? Geht so nicht der Wiedererkennungswert verloren? Nicht zu vergessen, dass man von der Content-Flut der eigenen produzierten Inhalte auch erschlagen wird und droht die Übersicht zu verlieren.

Ein Format, also eine Struktur, die von Marken oder Unternehmen entwickelt und regelmäßig wiederholt wird, wirkt wie ein roter Faden, der alle Kanäle miteinander verknüpft. Aufgrund seiner klaren Struktur entsteht übergreifend ein einheitliches Bild von Unternehmen und Marke. Eine gute Möglichkeit also, um sich von der Content-Flut abzuheben.

Um ein Format zu entwickeln muss man keinesfalls von vorne anfangen. Vorhandene Inhalte – Produktinformationen, Dienstleistungen, Broschüren, Videos, Studien, Infografiken usw. – sind ein guter Startpunkt, um ein neues Format zu entwickeln.

Es gibt viele Unternehmen, die wirklich gute Inhalte erstellen, das Potenzial für ein Format aber übersehen und gleich den nächsten Content produzieren bzw. den Inhalt kontinuierlich für nur einen Kanal nutzen. Schade.

Im Folgenden Beispiel greife ich einen bestehenden Inhalt einer Marke auf und erläutere, wie man diesen zu einem Format über mehrere Kanäle hinweg entwickeln könnte. Und damit kein Missverständnis entsteht: Ich nutze das Beispiel, weil es sehr gute Inhalte und eine hervorragende Form vereint. Meine Vorschläge dienen der Weiterentwicklung, ich kritisiere weder Inhalt noch Marke.

 

 

G DATA IT Talk: Gutes Format mit Potenzial

Seit Anfang 2016 stellt die G Data Software AG auf YouTube den „G DATA IT Talk“, eine Serie zum Thema IT Security, online. „Wie verdienen Cyberkriminelle mit Ihren privaten Daten Geld, ohne dass Sie davon etwas mitbekommen?“ „Wo klaffen Sicherheitslücken in Unternehmen?“ „Und was tut sich neues in der Welt der IT Security?“ Dies sind nur ein paar Fragen, die im Rahmen dieser Videoreihe mithilfe von Wissenschaftlern, Kriminalisten und IT Spezialisten, immer unter Leitung eines Moderators, beantwortet werden.

 

 

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Quelle: IT Security unter der Lupe: Auftakt der neuen Serie – G DATA IT Talk, G DATA Software AG, Veröffentlicht am 02.02.2016

 

Die Gespräche werden also mit dem Ziel erstellt, Kunden, Medien sowie die relevante Zielgruppe mit aktuellen und für sie wichtige Neuigkeiten im Bereich IT Security zu versorgen. Mit Sicherheit hat dieser Inhalt – mit einem sehr hohen Erkennungswert aufgrund seines Layouts –  mehr Aufmerksamkeit für das Unternehmen und seine Produkte erzeugt. Allerdings wird das Format, dass in diesem Inhalt steckt, scheinbar nicht weiter entwickelt. Es bleibt eins von vielen einzigartigen und relevanten Content-Pieces der G Data Software AG.

Könnte man das Video gezielt um ein paar Inhalte erweitern, könnte es für das deutsche Softwarehaus mit Schwerpunkt IT-Sicherheit …

  • … ein Erkennungsmerkmal in der Content-Flut sein.
  • … für Sichtbarkeit sorgen und das Unternehmen von anderen abheben.
  • … zur Identitätsbildung aus Sicht der Kunden beitragen.
  • … Kontaktpunkte für Kooperationspartner, Kunden und Mitarbeiter bieten und zur Interaktion einladen.
  • … ein Magnet für neue und bestehende Mitarbeiter sein, da es ein klares Bild des Unternehmens vermittelt oder diese mit gestaltet.
  • … ein Roter Faden der Kommunikation sein und Konstanz bieten.

Im Folgenden zeige ich daher ein paar Inhalte als Beispiele, wie das Format „G DATA IT Talk“ erweitert und für andere Kanäle genutzt werden könnte.

 

Blog-Beitrag auf eigener Webseite

Ein Blog-Beitrag vertieft den Inhalt des Gesprächs und bietet
weitere interessante und für die Zielgruppe – zum Beispiel IT Security Entscheider – relevante Zusatzinformationen. Das Video könnte eingebettet, ein Manuskript des Videos könnte hinzugefügt werden. So können leseorientierte Kunden den Inhalt schnell scannen, Video affine Kunden den Talk jedoch wie gewohnt schauen.

 

Landingpage mit Whitepaper zum Download

IT Security Themen sind oft komplex und können zumeist nicht ausreichend in einem einzigen Blog-Beitrag erläutert werden. Hier könnte eine Ladingpage mit einem passenden Whitepaper aushelfen. Diese bieten tief gehende Inhalte, die besonders für IT Sicherheitsunternehmen und Entscheider von Interesse wären. Ein weiterer Vorteil: Der Vertrieb könnte über ein ausgefülltes Kontaktformular Interessenten für die IT Sicherheit Software der Firma oder einen Newsletter gewinnen.

 

Newsletter- oder Mailing-Sonderausgabe

Die G Data Software AG bietet einen Newsletter an. Wunderbar. Man könnte ein Mailing passend zum jeweiligen Schwerpunktthema einer Folge erstellen und diesen als Newsletter-Sonderausgabe an die relevante Zielgruppe senden. Hier könnte ein Link zur Landingpage oder zum Blog-Beitrag gesetzt werden. Voraussetzung für ein gutes Mailing ist natürlich ein guter Verteiler. Mit dem Mailing könnte man die Zielgruppe noch enger eingrenzen. Die Wahrscheinlichkeit, das passende Publikum zu erreichen, ist ebenfalls deutlich höher.

 

 

An LinkedIn kommen Unternehmen nicht mehr vorbei

Hier können nicht nur Firmenprofile angelegt, sondern auch LinkedIn Pulse Beiträge geschrieben werden. Der Beitrag erzeugt Aufmerksamkeit für das Video-Format auf YouTube und bietet eine weitere Perspektive. Geteilt in einer Gruppe fördert er den Dialog zwischen Unternehmen und Zielgruppe. Ein LinkedIn Pulse Artikel kann ein Mehrwert sein – wenn er richtig geschrieben ist. Dazu kann der Beitrag auch auf dem deutschen Plattform Pendant geteilt werden: Einer Xing-Seite oder in einer passenden Xing-Gruppe. Der Dialog-Aspekt greift auch hier.

 

 

Präsentationen auf SlideShare

Auf der Webseite von SlideShare können Präsentationen veröffentlicht werden. Hier findet man zu fast jeden Thema einen Vortrag. Auch IT Themen sind vertreten. Man könnte das Thema eines Talks in Slides zusammenfassen. Diese können dann auf LinkedIn, Twitter, Facebook usw. geteilt werden. So erhält die Zielgruppe zusätzliche Informationen aufbereitet für schnelllebige Kanäle.

 

TwitterChat passend zum Schwerpunktthema

Falls es die Zeit erlaubt, könnte ein TwitterChat zum im Video erwähnten Thema organisiert werden. Der Vorteil: Es können sich Experten zum Thema austauschen, ohne dabei das Büro oder den Arbeitsplatz verlassen zu müssen. Neben der Einladung eines Experten ist nur die Vorbereitung von relevanten Fragen notwendig. Die Diskussion entsteht im Rahmen des TwitterChat selbst. Zu Beginn oder zum Ende des Chat kann das Unternehmen auf das Video oder weitere dazu passende Content-Pieces verweisen, sodass sich Interessenten über die digitale Veranstaltung hinaus informieren können. Ebenfalls einen Option: Den Twitter-Chat im Vorfeld des Videos durchführen und die Ergebnisse und Fragen in das Video einfließen lassen.

 

Auch auf Facebook tummeln sich viele Unternehmen

Es gibt viele unterschiedliche Inhalte, die auf den Firmenprofilen geteilt werden. Im Rahmen von Videos sind Making ofs oder der Blick hinter die Kulissen beliebte Inhalte, um der Zielgruppe persönliche Einblicke in das eigene Unternehmen zu gewähren. Eine gute Möglichkeit also, um beispielsweise zwischenmenschliche Beziehungen zu bestehenden und potenziellen Mitarbeitern zu knüpfen. Natürlich könnte auch Facebook Live genutzt werden, um den G DATA Talk Live zu schalten oder die Aufzeichnung live zu begleiten. Aufgrund unterschiedlicher Arbeitszeiten ist es aber fragwürdig, ob die dazugehörige Zielgruppe zu gewissen Uhrzeiten „einschalten“ würde. Dennoch kann bereits die Bereitstellung eines Livestreamings ein starkes Signal zur Dialog- und Interaktionsbereitschaft aussenden.

 

Visuell ansprechende Infografik

Eine Infografik würde im Grunde genauso funktionieren wie eine SlideShare. Wichtige Informationen könnten zusammengefasst und visuell ansprechend aufbereitet werden. Der zusätzliche Vorteil: Das Branding des Unternehmens ist visuell präsenter als in einer bloßen Präsentation. Je nach Gestaltung fungiert die Infografik auf unterschiedlichen Kanälen als Eyecatcher und sorgt somit für mehr Aufmerksamkeit für Thema, Dienstleistung, Produkt, Unternehmen und Marke.

 

Die folgenden Inhalte können der klassischen PR zugeordnet werden. Ich bin davon überzeugt, dass diese eine Daseinsberechtigung haben und für ein Format weitere Zielgruppen – vor allem Journalisten und weniger digital affine IT-Experten – erschließen könnten.

 

Diskussionsrunde und Podiumsdiskussion

Auf Diskussionsrunden und Podiumsdiskussionen treffen sich Experten von Unternehmen und der Branche, um über verschiedenste Themen zu diskutieren. Da IT Security ein vielseitiges Thema ist, reichen kurze Video-Interviews dazu aus, um die wichtigsten Aspekte zu beleuchten. Im Rahmen einer Diskussion können mehrere Menschen, die sich mit einem Themenschwerpunkt auskennen, zu Wort kommen. Damit ist für genügend Abwechslung gesorgt und ein klarer Mehrwert geboten. Über diese können eingeladene Journalisten beispielsweise berichten. Oft sogar lieber als über die x-te Pressemitteilung ;-).

 

Fachbeitrag im Print- oder Online-Medium

Eine interessante Veranstaltung kann bereits dazu führen, dass ein Print- oder Online-Medium über ein Unternehmen berichtet. Allerdings kann auch ein gut geschriebener Fachbeitrag bei Journalisten punkten. Mit der Platzierung kann auch offline die Aufmerksamkeit der relevanten Zielgruppe gewonnen werden. Umso spezieller die Branche und die Nische ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Print-Medien von den Interessenten und potenziellen Kunden auch gelesen werden.

 

Formatentwicklung kann sich für Unternehmen lohnen

Anhand der Vorschläge für weitere Inhalte für ein ganzheitliches Format sieht man gut, dass es oft nur eine andere Perspektive braucht, um weitere Ideen zu entwickeln.

Es lohnt sich für Unternehmen, hier Zeit, personelle und finanzielle Ressourcen zu mobilisieren. Schließlich können mit einem klaren und für die Zielgruppe relevanten Format potenzielle Kunden und Aufmerksamkeit für Dienstleistungen sowie Produkte gewonnen werden.